Artikel von J. F. Heinle im "Der Neue Teutsche Merkur"

Im "Der Neue Teutsche Merkur 1800, December S. 322 u. f." berichtet Johann Friedrich Heinle über sich und seine Erfindungen.
Schon habe ich nichts mehr von meiner erfunde=
nen Selbstbewegungs-Maschine ins Publikum mel=
den sondern mich begränzen wollen,

 1stens. Auf die Prämien, welche von mehreren Re=
  gierungen Europens darauf gesetzt worden, welche
  sich dadurch klüger ausgezeichnet haben, als der
  größte Theil der Mechaniker mit ihrem Wahn von
  Sach-Unmöglichkeit.

 2stens. Auf das dießfalsige dekretirte Verlangen Ei=
  ner hochlöbl. K.K. Hofstelle in Wien.

 3stens. Auf die mit Partikuliär bereits gemachten
  Akkorde.

 4stens. Auf die Selbstnutzung bei meinem Fabrik=
  Wesen in Augsburg, das durch den Krieg gehemmt
  worden, so bals dieser zu Ende, wieder in Gang
  kommt.

 Indessen ersuchte mich Herr von Schad, bei dem
ich logire, ihm für seine vor einiger Zeit im Kupfer=
stich publizirte Handmühle einige Verbesserung an=
zugeben. - Ich entsprach diesem Gesuch auf eine
Art, welche die meisten Mechaniker und Ungläubige
an ein Selbsttriebwerk in Aufruhr bringen muß;
und ich gestehe frei, daß es auf nichts minderes mit
der Zeichnung und den angefügten Erfindungen, die
ich Hen. von Schad gab, - angesehen ist, als die
ganze, alte, höchst schädliche Trieb-Mechanik in die
Luft zu sprengen. Dagegen stelle ich eine Neue auf
Fakta gegründete auf, wobei kein fließend Wasser,
kein Wind, keine Dampf-Maschinen, keine Menschen-
und Thier-Kräfte nötig sind. - Die Wirkungen
meiner neuen Erfindung sind detaillirt in der Piece,
die Hr. von Schad in dem Reichsanzeiger am
28sten Oktober angekündigt hat.
                Johann Friedrich Heinle,
                      aus Augsburg.

Wenn Sie mehr über die "Selbstbewegungs-Maschine" wissen? Dann klicken Sie einfach.
Oder doch lieber die Beschreibung der "Naß-, Trocken-, Hand-, Schrot-, und Mahlmühle?"
 
 

Reichsanzeiger

Im Reichsanzeiger vom 28 Oktober 1800 auf Seite 3235 findet sich die im "Der Neue Teutsche Merkur"; erwähnte Bücher-Anzeige. Hier der Wortlaut:
          Bücher=Anzeigen

          Ritterguthsbesitzer, Fabrikanten, Müller, Kaufleute und Bierbrauer mache ich auf folgende Schrift aufmerksam:

         Ansicht und Erklärung nebst Nutzanwendung einer Naß-, Trocken-, Hand-, Schrot- und Mahlmühle, welche richtig
         berechnet ist, wenig zu bauen kostet und alle unsere schon vorhandenen Mühlen am leichtern Umtrieb weit übertrifft,
         und zu allen möglichen Mahlwerken angewandt werden kann, ist eben fertig geworden und für 16gr. Sächs. (Briefe
         und Geld erwartet man franco. und die Herren Buchhändler erhalten von jedem Exempl. 4gr. Nachlaß) bey
         Endesbenannten zu haben.
                         C.F.T. von Schad, Kupferstecher und Buntkupferdrucker zu Leipzig auf der
                 Gerbergasse Nr. 1150 eine Treppe hoch
 
Hier können Sie sich dieses "Buch" anschauen.
 

Kurze Info zum "Der (Neue) Teutsche Merkur"

Im Jahr 1773 gründete C.M. Wieland den "Deutschen Merkur". Ein Journal, das zunächst nur vierteljährlich erschien. 1774 wurde es in "Der Teutsche Merkur" umbenannt. Denn das "Teutsche" im Namen erinnerte mehr an das ganze deutsche Volke teutonischer Herkunft als das "deutsche", das einige Patrioten ein wenig anstößig gewesen" wie er in der Vorrede zum 2.Band meint, weil dies doch eher mit dem "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation" in Verbindung gebracht wird. Ab 1775 erschien die Zeitschrift nunmehr monatlich. 1790 änderte es nochmals seinen Namen und hieß bis zur Einstellung 1810 "Der Neue Teutsche Merkur". Es wurden also fast vier Jahrzehnte publiziert und war die am längsten erscheinende Zeitschrift in der Aufklärung bzw. der Spätaufklärung. Mit der Gründung solch einer Monatszeitschrift, die ihm natürlich auch als Sprachrohr diente, erfüllte sich Wieland einen lang gehegten Wunsch. Sie war dem berühmten französichen Journal "Mercure de France" angenähert, das als Vorbild diente, und sollte die deutsche Nation positiv nach außen vertreten. MEhr noch, Wieland wünschte sich ein "Nationaljournal", das der Gesellschaft bei der Suche nach einer nationalen kulturellen Identität auf die Sprünge hilft. Frankreich sah er dabei insofern als Vorbild, als dass es eine Art nationale Kultur verkörperte und für ihn die Möglichkeit ersichtlich war, dies für Deutschland zu nutzen, um sich daran zu orientieren und einen ähnlichen Weg zu gehen. Er bat daher auch um Unterstützung beim Kaiser, der ihm diese jedoch verneinte.