Hier gibt es dies und jenes aus dem Leben der Leute von 1630 bis 1660


Diese Seite will nur einen groben Überblick, der Entwicklung in der Zeit von 1630 - 1660 aufzeigen, um so besser die Welt meiner Ahnen verstehen zu können. Dabei geht es mir nicht darum, die deutsche Geschichte genau zu erfassen, sondern Ereignisse aufzuzeigen, die für das Leben der einfachen Leute wichtig wurden. Alles andere würde den Rahmen dieser Homepage sprengen.

Die wichtigsten Schlagworte

Pfarrer Johann Ludwig Betulius 1606-1647
Pfarrer Ludwig Rabus 1599-1663
Aus alten Waldenburger Kirchenbüchern
Quellennachweis


 

Pfarrer Johann Ludwig Betulius 1606-1647

In den Untersteinbacher Kirchenbüchern findet sich ein Eintrag von Pfarrer Johann Ludwig Betulius zu der Geburt eines unehelichen Kindes, dem angeblichen Vater, der sich erschießt...

Johann Ludwig Betulius wurde als Sohn des böhmischen Pfarrers Daniel Betulius 1606 geboren. Er hatte mehrere Geschwister, ein gleichnamiger Bruder konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Nach seinem Theologiestudium hielt er sich in Neukirchberg auf, verließ jedoch bald, bedingt durch die Gegenreformation, 1627/28 seine böhmische Heimat. Es gelang ihm, nachdem er sich zunächst in Goldbach (Oberamt Biberach, Württemberg) aufgehalten hatte, eine Anstellung als Hofprediger zu Waldenburg (Oberamt Öhringen) zu erlangen (nachgewiesen 1632). Ende 1634 floh er auf Anraten seiner Kollegen mit seiner todkranken Frau, zwei kleinen Töchtern und fünf Söhnen vor der Pest von Goldbach nach Hall. Seine finanzielle Lage verschlechterte sich dramatisch, nachdem katholische Truppen sein Eigentum konfiszierten und ihn und seine Familie lediglich mit der Kleidung am Leibe weiterziehen ließen.
Er scheint in Hall die Zeit genutzt zu haben, seine "Märtyrerschule" zu verfassen, die aber erst 1638 verlegt werden konnte. Nach 1635 begab er sich nach Heilbronn, später nach Untersteinbach, um dort als Pfarrer zu wirken. Wie sein Vater, so hielt sich auch Johann Ludwig Betulius in Nürnberger Gelehrtenkreisen auf. Er war der Onkel des berühmten Mitglieds des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg, Sigmund von Birken (1626-1681).
Möglicherweise ist er in Nürnberg mit Johann Valentin Andreae (1586-1654) zusammengetroffen, der Betulius zu seiner "Christianopolis" angeregt haben könnte. Diese Erbauungsschrift steht ganz unter dem Eindruck der Verfolgungen und Vertreibungen der Gegenreformation.
Betulius war viermal verheiratet, was zu einer Zeit, in der die Ehe mehr eine Versorgungseinrichtung als eine Liebesangelegenheit war, keine Ausnahme darstellte. Vor 1630 heiratete er Anna Maria Hofstetter aus Eger. Diese starb, zusammen mit drei Söhnen und zwei Töchtern, am 27.10. 1634 an der Pest in Waldenburg. Zwei weitere Söhne aus der ersten Ehe überlebten jedoch. In Waldenburg heiratete Betulius bereits am 24.4.1635 Anna Abel aus Vellberg, die am 30.10. 1636 in Untersteinbach verstarb. Ein Jahr darauf, am 02.05.1637, schloß Betulius mit Margarethe Seebach in Untersteinbach den Bund der Ehe. Diese war die erste Witwe des Pfarrers Johann Adam Horold aus Michelbach und die zweite Witwe des Pfarrers Johann Friedrich Pfaff aus Langenbeutingen. Margarethe Seebach verstarb am 10.3. 1641. Noch im gleichen Jahr heiratete Betulius in Untersteinbach am 27.07.1641 Katharina Eisenmerger aus Hall. Diese war Witwe des Johann Oswald, ebenfalls aus Hall, und des Pfarrers Albrecht Olbert aus Billingsbach. Nach dem Tode des Betulius im Mai 1647 heiratete diese in Pfedelbach am 28.02.1649 Georg Preunger.

Werke: Capernaum Christianopolis. Eine Christliche Predigt Von den Worten, Matth. 9. v. 1. Christus kam in seine Stadt, die da heist Capernaum, darauß gehandelt wird obiter Von der Welt- unnd Himmelsstadt, insonderheit aber von der Geistlichen Gnadenstadt der Christlichen Kirchen. Gehalten Zu Eger am XIX Sontage Trinitatis, deß 1624. Jahrs, zu Mittag in der Pfarrkirchen und folgends on Otio exilii beati an etlichen vermehret, und zum Druck verfertiget. Durch Johannem Ludovicum Betulium Egranum, gewesenen Pfarrern der Christlichen Gemein Newenkirchenberg. Nürnberg 1626; Schola Martyrum. Gläubiger Märtyrer Schule. Hall 1638.  

Pfarrer Ludwig Rabus 1599-1663

Pfarrar Rabus Eine farbige hölzerne Tafel zeigt die vor einem Altar kniende und betende Familie des Pfarrers Ludwig Rabus. Solche Grabtafeln wurden geschaffen, um das Andenken an einen Verstorbenen zu wahren. Ludwig Rabus war während des Dreißigjährigen Krieges Pfarrer. Er hatte unter den Wirren dieses Krieges besonders viel zu leiden gehabt. Am 4. Juli 1599 wurde er in Walting in der Oberpfalz geboren. Seine Eltern waren der Pfarrer Magister Jacob Rabus und die Pfarrerstochter Anna geb. Walter aus Donauwörth. Schon in seiner Jugend ist er viel herumgekommen. Er besuchte die Schulen in Nürnberg, Halle (Saale), Eisleben, Wettin, Salzwedel und Perleberg. Bekannt ist, daß er im Wintersemester 1618 in Leipzig und um 1621 anderthalb Jahre an der Universität Straßburg im Elsaß studierte. Am 12. Juni 1622 wurde er in Altdorf ordiniert.
 1623-1628 war er in Greißelbach als Pfarrer tätig. Von dort wurde er durch das Restitutionsedikt vertrieben. Dieses kaiserliche Edikt befahl unter Bruch des Augsburger Religionsfriedens die Herausgabe zahlreicher protestantisch gewordener Kirchengüter an die katholische Kirche und räumte den katholischen Reichsständen das Recht ein, den Protestantismus in ihren Gebieten zu unterdrücken. 1628-1632 war Ludwig Rabus in Leukershausen als Pfarrer tätig. Der Sieg König GustavsII. Adolf von Schweden ermöglichte Ludwig Rabus die Rückkehr auf seine alte Pfarrstelle in Greißelbach 1632-1634.
  In der Schlacht bei Nördlingen wurde das 24 000 Mann starke Heer der Schweden von dem 30 000 Mann starken kaiserlichen Heer geschlagen. Die Schweden verloren in Süddeutschland die Oberhand, infolgedessen wurde auch Pfarrer Rabus erneut aus Greißelbach vertrieben. 1634-1637 war er dann Pfarrer in Gailnau. Von dort aus hatte er Wörnitz, Erzberg und Wildbergstetten zeitweilig mit zu versehen. 1638-1643 war er Pfarrer in Oberstetten im Oberamt Gerabronn. Aus welchen Gründen dieser Wechsel erfolgte, ist nicht mehr bekannt. 1643-1648 war er Pfarrer in Insingen. 1646 bekam er noch Hausen am Bach hinzu. 1648 wurde er Pfarrer in Untersteinbach. Diese Pfarrstelle betreute er fünfzehn Jahre. In einem der Kirchenbücher lesen wir nachstehende Schilderung seines Lebens und Wirkens:
Er war arm von Eltern und mußte oft während seiner Schulferien aus Mangel eines Lichtes im Mondschein studieren. 1621 studierte er in Straßburg, wo er 1 1/2 Jahre blieb. Während eines Besuchs bey seinen Eltern wurde er zum Pfarrer in Greißelbach bey Dünkelsbühl ernannt, er war aber gesonnen, diesen Ruf nicht anzunehmen, da er noch nicht ausstudiert hatte. Auf Zureden seines Vaters aber, der dieß als eine vocatio divina (göttliche Berufung) ansah, entschloß er sich, diesem Ruf zu folgen. ... Hiernach wurde er... 1648 Pfarrer zu Untersteinbach, wo er sich in demselben Jahr des Westphälischen Friedens erfreuen konnte, der dem erschöpften Deutschland endlich Ruhe gab.
 Rabus war ein eifriger und treuer Seelsorger, der durch die traurigen Folgen des Dreißigjährigen Kriegs die hiesige Pfarrey ganz verwildert antraf, weswegen er selbst des Nachts in seinem Hauße Unterricht gab. - Während seiner 41jährigen Dienstzeit betrat er 43 Kanzlen, er wurde 64Jahre alt, ihm folgte im Amte sein Sohn.

 Über seinen Tod trug der Sohn in das Sterbebuch der Gemeinde ein:
Herr Ludwig Rabus, wolverdienter Pfarrer allhir den l.Augusti (1663) sanfft und still verschieden, und den 3.ejusdem in ansehnlicher Begleitung unterschiedlicher benachbarter Geistlicher und der gantzen betrübten Pfarrgemein ehrlich begraben worden, seins alters 64Jahr, ein monat, weniger 2 Tag. Geführten Predigtampts im 41. Jahr. Gott verleih ihm eine fröliche auferstehung, uns hinterbl. kräfftigen Trost und eine seelige nachfarth, umb Jesu Christi willen, Amen.
Grabstein und Grab sind nicht mehr erhalten. Das Ehepaar Rabus/Rumpler hatte acht Kinder, vier Söhne und vier Töchter. Die älteste Tochter Euphrosina ist gestorben und begraben am 15.8.1632 auf der Flucht zu Dinkelsbühl. Anna Regina wurde am 12. März 1627 in Greißelbach geboren und getauft. Am 28. Januar 1651 heiratete sie Philipp Baur, Müller in Ohnholz. In ihrer Ehe wurden acht Kinder geboren. Sie starb am 20. Januar 1671. Anna Rosina wurde im Herbst 1634 zu Wildburgstetten getauft. Am 1.März 1653 heiratete sie den Witwer Georg Eisenmann, Krämer in Untersteinbach. In ihrer Ehe wurden sechs Kinder geboren. Sie verstarb am 10. März 1674. Maria Magdalena wurde am 22. Juli 1636 in Gailnau geboren und getauft. Am 9. Februar 1658 heiratete sie Peter Bentz, einen Küfer aus Eschelbach. In dieser Ehe wurden neun Kinder geboren. In der zweiten Ehe, die sie am 4. September 1677 mit Matthias Schantzenbach vom Aichhornshof einging, wurde noch ein Kind geboren. Sie starb am 13. September 1707.
 Die Ehefrau Jacobina ist eine Handelsmannstochter aus Dinkelsbühl und muß im Jahr 1598 geboren sein. Nach ihres Mannes Tode zog sie nach Pfedelbach, wo sie als gräfliche Kindsfrau am Hofe lebte. Im Sterbebuch hat ihr Sohn Gottfried ihr einen Nachruf gewidmet und eine anschauliche Schilderung ihres Begräbnisses gegeben. Er schreibt:
Jacobina, Herrn Ludwig Rabußen, seligen, weiland Pfarrers allhir hinderlassene Wittib, in das fünfte Jahr gräfliche Kindsfrau zu Pfedelbach, allwo sie in der Nacht nach Thomae zwischen 12. und 1. Uhr seliglich verschieden, ihres Alters, und von Kindheit an Christlich und ehrlich geführten Lebens, 73 Jahr, 2 Monat, 10 Tag, wird ihrem Begehren gemäß auf gnädigen Befelch und Anordnung deß hochgebornen Grafen und Herrn, Herrn Hiskiae, ihres Herrn, mit Gesang und Klang von dannen herausbegleitet, nachgehends von dem gräfl. Kutscher aufgenommen und biß an hiesiges Dorf geführet, von 6 Richtern dieser Gemein durch das Dorf herauf in den Gottsacker bey der Kirchen (in ansehnlicher Begleitung der Pfarrkinder, welche teils mit den Schülern, Richtern und Untergängern biß nach Beyerbach der Leich entgegen gangen) getragen und neben ihrem Herrn Seligen begraben, den 23. Decembris. Die Leichenpredigt wurde durch M. G. Lauben, Augustanu, Gräfl. Pfedelbachischen Hofpredigern, ihren Beichtvater, verrichtet.
 Pfarrer Ludwig Rabus hat eine große Anzahl von Enkeln gehabt. Es ist bekannt, daß heute noch Nachkommen leben.In den kath. Kirchenbüchern von Oberösterreich (www.matricula-online.eu) wurde ein Heiratseintrag einer Schwester des Pfarrer Rabus gefunden: Pfarrei Michaelnbach, Trauungsbuch 01, Seite 00015, 23.06.1617:
"Der Ehrnhafft Wolff Angerer, dess Erbaren Hansen Angerers zu Hoffkirchen noch im Leben, und Magdalena seiner Hausfrawen, seligen, beder Ehlicher Sohn, nimbt die Ehrntugentsame Jungkfraw Barbaram des Ehrwürdigen und Wolgelehrten Herrn M. Jacobi Rabus Pfarrherrn zu Walting in der Neuen Pfaltz und Annae seiner Haußfrauen beder Ehliche Tochter."
Hier noch eine weitere Rabus Ehe in Michaelnbach:
12.11.1617 "Der Ehrnhafft und Wolgelehrt H[err]. Jacobus Rabus Schulmaister alhie, deß Ehrwürdigen und Wolgelehrten Herrn M. Jacobi Rabus Pfarrers zu Walding in der Neuen Pfaltz und Anna seiner Haußfrauen, beder Ehlicher Sohn, Nimbt die Tugentreiche Junckhfrawen Johanna deß Ersamen Georgen Waltenberger, Burger auch Orgl, und Instrumentmachers zu Tübingen in Württenberger Land noch im Leben und Maria seiner Haußfrawen seligen, Eheliche Tochter. Nuptiae habitae 27 Novembris".

 

Aus alten Waldenburger Kirchenbüchern

Hier zunächst zwei Einträge und Hinweise der Pfarrer auf besondere Vorkommnisse die meist noch vor der Kriegsvernichtung des Pfarrarchivs - durch E. Schmidt zusammengetragen worden waren.

1634: Anna Kern, geboren 1556, ist in großem Verdacht der Hexerei; entwischte zu Unrech durch die Hilfe eines anderen, sonst hätte sie die Hörner Mosis versuchen müssen.
Gaudeo. Betuliuds, Pfarrer


1635: Retz, Rochus, geboren 1565, Torwart starb am 22.November 1635 am Schlag, in dem Tumult bei gewalttätiger Einnehmung der Stadt-Schlüssel erschreckt.
Item. 22.November anni 1635 starb Anna Maria, Merthen Hoffmanns, Burgers und Zimmermanns uxor itidem terrori militari*. Ihr auch sei eine Palme geweiht, neben Rochus Retz, dem Patrioten.

*gleichfalls am Kriegsschrecken


 

Quellennachweis

Buch "Dorf und Bauernhaus in Hohenlohe-Franken - Bildzeugnisse aus der Vergangenheit" Hohenloher Freilandmuseeum Wackershofen
Buch "Ländliche Bauten aus dem Fränkischen Württemberg" Hohenloher Freilandmuseeum Wackershofen
www.bautz.de/bbkl