Hier gibt es Weltgeschichte aus der Zeit von 1630 bis 1660


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Ergebnisse des Westfälischen Friedens 1648 und Auswirkungen des 30jährigen Krieges. nach Dr. Klaus Koniarek
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Ergebnisse des Westfälischen Friedens 1648 und Auswirkungen des 30jährigen Krieges.

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Feierlicher Friedensschluß in Münster am 15. Mai 1648

Der Westfälische Frieden besteht nicht nur aus den Friedensdokumenten, die in Osnabrück und Münster unterzeichnet wurden. Er stellt ein umfangreiches Regelwerk dar, das neben den Verträgen zwischen dem Kaiser und den Reichsständen auch aus einem revidierten Religionsfrieden für das Reich und umfassenden Regelungen der Verfassungsverhälnisse des Reiches besteht. Damit wurde der Westfälische Frieden zu einem der wichtigsten Dokumente der Reichsverfassung. Viele in ihm festgeschriebenen politischen unt territorialen Kompromisse wirken noch bis in die Gegenwart fort. Nach heutigem Verständnis werden die Dokumente des Westfälischen Friedens als historischer Beitrag zu einer europäischen Friedensordnung gleichberechtigter Staaten und als Beitrag zur friedlichen Toleranz der Konfessionen gewertet.

Politische Ergebnisse und Auswirkungen:

Politisch bedeutete der Westfälische Friede das Ende der habsburgischen Universalmonarchie. Der jahrzehntelange Kampf der deutschen Fürsten um ihre Libertät, das heißt um ihre territorialfürstliche Souveränität, hatte Erfolge gebracht: es entstand eine Fürstenrepublik, bestehend aus Einzelstaaten, im politischen Rahmen des Reiches.

Die Mächtekonstellation hatte sich in Europa zu Ungunsten der Habsburger verändert. Das Reich selbst war außenpolitisch neutralisiert durch reichsgesetzlich verewigte Einmischungsoptionen Frankreichs und Schwedens ("Friedensgaranten"). Dem Reich gingen wertvolle Gebiete verloren; entweder mußte es Staaten, wie die Niederlande oder die Schweiz in die Selbstständigkeit entlassen oder Gebiete, wie das Elsaß und wichtige Reichsstädte an Frankreich abtreten.

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war auch vor dem Krieg kein einheitlicher Territorialstaat; nach dem Krieg und durch die Bedingungen des Westfälischen Friedens war das Reich nur noch ein bloßer geografischer Begriff.

· Verlierer des Krieges waren die Habsburger. Der Kaiser Ferdinand III. blieb zwar im Besitz seiner Erblande Tirol, die Steiermark, Kärnten und Krain, aber seine politische (und militärische) Macht wurden stark reduziert; im Grunde war der Kaiser verfassungsrechtlich entmachtet.

· Die Gewinner des 30jährigen Krieges waren:

- Schweden: es bekam Vorpommern mit Rügen, Wismar, das Erzbistum Bremen (ohne die Stadt), das Bistum Verden (Elbe- und Wesermündung), Stettin und die Odermündung. Schweden etabliert sich als europäische "Friedens-Garantiemacht".

- Frankreich: erhält die Souveränität über die Reichsstädte und Bistümer Metz, Toul und Verdun, das Habsburger Elsaß und die Reichsvogtei über 10 elsäßische Reichsstädte sowie das Besatzungsrecht für Phillipsburg. Frankreich erhält Breisach und wird im Ergebnis des Westfälischen Friedens größte Macht in Europa und "Garantiemacht".

- Komplizierte, absichtlich unklar gelassene Rechtsverhältnisse führen bald zu neuen Annexionen ursprünglich deutscher Gebiete durch Frankreich (Straßburg).

- Die Schweiz und die Niederlande wurden selbständige Staaten und schieden aus dem Reichsverband aus. (Die südlichen, d.h. spanischen Niederlande bleiben Teil des Reiches.)

- die deutschen Fürsten erhielten die volle Landeshoheit über ihre Territorien; sie dürfen Bündnisse mit auswärtigen Mächten schließen (jus foederationis), wenn sie nicht gegen die Interessen des Kaisers und des Reichs gerichtet waren, wobei sich diese Einschränkung bei späteren Bündnissen als gegenstandslos herausgestellt hat. Trotzdem behält das Reich seine völkerrechtliche Rolle und seine politische Bedeutung allein schon aus der Tatsache, weil sich die einzelnen Fürsten nicht gegen die Überlegenheit Österreichs, Schwedens oder Frankreichs hätten durchsetzen können. Bayern blieb Kurfürstentum und erhielt die Oberpfalz. Für den wieder eingesetzten Sohn des geächteten "Winterkönigs" Friedrich V. von der Pfalz wird eine achte Kurwürde geschaffen. Brandenburg erhielt zunächst die Anwartschaft auf Magdeburg und die Städte Halberstadt, Minden und Kammin sowie Hinterpommern. Magdeburg wurde 1680 endgültig brandenburgisch. Sachsen behielt die Lausitz.

· Wesentliche Probleme der Reichsverfassung wie die Königs- und Kaiserwahl, die Verfassung der Reichskreise, das Reichssteuerwesen und die Reichsgerichtsbarkeit werden durch die Regelungen des Westfälischen Friedens nicht gelöst und bleiben ausgeklammert. Sie werden dem ersten Reichstag nach 1648 zur Entscheidung zugewiesen.

Die religiösen Festlegungen im Vertragswerk des Westfälischen Friedens:

· Da sich in den letzten Jahrzehnten vor dem Ausbruch des 30jährigen Krieg die Spannungen im Reich in der Regel auf konfessionell begründete Rechtsansprüche zurückführen ließen, wurde der Augsburger Religionsfrieden von 1555 aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahrhunderts präzisiert, um Auslegungsstreitigkeiten weitgehendst auszuschalten.

· Der Kaiser und das Reich scheiden als Schiedsinstanzen in Religionsangelegenheiten aus. Dafür werden die obersten Reichsinstanzen von beiden Konfessionen paritätisch besetzt. Zukünftig führen Streitigkeiten in Religionsfragen nur zu reichsrechtlichen Beschlüssen, wenn beide Konfessionen auf Reichstagen den vorgeschlagenen Regelungen zustimmen.

· Der Passauer Vertrag von 1552 und der Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden reichsgesetzlich bestätigt und auf die Calvinisten ausgedehnt. Die Gleichberechtigung aller protestantischen Fürsten mit den katholischen war im Wesentlichen hergestellt; allerdings blieben die Habsburger Erblande und Teile Süd- und Westdeutschlands katholisch.

· Die Streitigkeiten um den geistlichen Vorbehalt des Augsburger Religionsfriedens werden mit der Festlegung beendet, daß die Besitzverhälnisse des Jahres 1624 als Norm gelten. Wechselt ein Landesherr die Konfession, müssen die Untertanen in Zukunft diesen Wechsel nicht nachvollziehen. Das landesherrliche Reformationsrecht bleibt also bestehen, aber Andersgläubigen wird die sogenannte "Hausandacht" und bürgerliche Gleichberechtigung zugebilligt. Dieser religiöse Toleranzgedanke beendet die konfessionellen Kämpfe in Deutschland.

· Der Papst protestiert mit der Bulle "Zelo domus Dei"gegen die religiösen Bestimmungen und den gesamten Friedensschluß.

 

Die wirtschaftliche Situation nach Beendigung des 30jährigen Krieges:

Die Kriegsauswirkungen lassen sich bis heute nicht hinreichend beschreiben. Die Verheerungen waren nicht gleichmäßig über das Reich verteilt; während Gebiete wie Mecklenburg, Pommern, Brandenburg und Niederschlesien mehrfach heimgesucht und wiederholt zerstört wurden, konnten sich andere Gebiete nahezu ungestört weiterentwickeln. Ohne Zweifel ist nach 1648 ein gravierender wirtschaftlicher Rückgang im Reich zu verzeichnen, aber er ist nicht allein die Folge des großen Krieges. Eine rückläufige Entwicklung mit krisenhaften Zügen war schon an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert eingetreten, der Krieg beschleunigte nur diese Entwicklung.

· Mit der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens geraten die wirtschaftlich wichtigen Flußmündungen (Weser, das Rheindelta unterstand den Spaniern und Holländern, die Elbe den Dänen und die Oder den Schweden) unter ausländische Kontrolle. Deutschland wird dadurch vom ungehinderten Welthandel ausgeschlossen.

· Es wird oft behauptet, daß dies auch der Grund war, weshalb das deutsche Reich im Gegensatz zu allen anderen europäischen Großmächten zwei Jahrhunderte keine Kolonialmacht wurde. Allerdings sind auch vor 1618 keinerlei Anzeichen zu entdecken, die die Entwicklung zu einer Kolonialmacht erkennen lassen. Eine Entwicklung zu einer Kolonialmacht bedarf entweder einer planmäßigen Politik eines Staates oder privaten Unternehmergeistes mit ungeheuren Privatmitteln zur Finanzierung solcher riskanten Unternehmen. In Deutschland gab es nach dem Frieden weder eine zentrale planende Autorität noch ausreichenden Privatreichtum.

· Durch die Entvölkerung der Bauernschaft auf dem weiten Lande und Verarmung der Stadtbevölkerung war eine rasche wirtschaftliche Erholung unmöglich. Der Viehbestand war in weiten Gebieten fast völlig vernichtet.

· Die öffentliche Verschuldung hatte extreme Ausmaße angenommen: Bayern, vormals ein wirtschaftlich vorbildlich organisiertes Land, war nach dem Kriege mit 5,5 Millionen Gulden verschuldet. In Sachsen stieg die Verschuldung sogar auf 25 Millionen Gulden.

· Das Münzwesen erlebte durch Münzverschlechterung und -verfälschung einen nie dagewesenen Niedergang: die "Kipper" beschnitten die Gold- und Silbermünzen und die "Wipper" wogen sie mit gefälschten Gewichten.

Soziale Auswirkungen des Westfälischen Friedens:

· Im Verlauf und an den Folgen des 30jährigen Krieges sind mindestens die Hälfte der deutschen Bevölkerung erschlagen, verhungert oder an der Pest gestorben.

· das Bauerntum wurde durch die Kriegsfolgen stark geschwächt. Ihre finanzielle Notlage und die niedrigen Getreidepreise zwingen die Bauern, ihren Grund und Boden an den Landadel zu verkaufen. Dadurch Verschärfung der Abhängigkeit.

· Die hohe Verschuldung der Städte und des an sich noch schwach entwickelten Bürgertums führen zur sozialen Umschichtung und Veränderung der Wirtschaftsstruktur. Der kaufmännische Mittelstand wurde durch den Krieg und die Folgen der Plünderungen und Kontributionszahlungen an die wechselnden Eroberer zugrundegerichtet. Das zukünftige Bürgertum in Deutschland setzte sich nicht wie in den Niederlanden aus selbstbewußten, unabhängigen Kaufleuten, sondern aus abhängigen Beamten zusammen.


Kulturelle Veränderungen nach dem 30jährigen Krieg:

· Im deutschen Reich war durch die Kriegswirren hervorgerufen und beschleunigt ein allgemeiner wirtschaftlicher, kultureller und moralischer Verfall zu verzeichnen.

· Die Entwicklung der nationalen bürgerlichen Kultur stagnierte, sie war vom Wohlwollen des regierenden Fürsten abhängig. Verstärkt werden kulturelle Einflüsse des Auslandes spürbar. Insbesondere die Kultur an den Fürstenhöfen lehnt sich stark an französische Vorbilder an. Es war eine verfeinerte, nachgeahmte Kultur, die in keinem Zusammenhang mit dem Leben des deutschen Volkes stand. Aber in ihren besten Leistungen war sie zivilisiert und international in einem Ausmaß, wie sie eine Kultur der Kleinstaaterei unter nationalen Vorzeichen niemals hätte sein können.

· Besonders schwer wiegen die Verluste an Kulturgut, die entweder zerstört oder Beutegut werden. (Wie zum Beispiel die Bibliotheken von Heidelberg, die von Maximilian von Bayern geraubt und an den Vatikan nach Rom verschenkt oder die Bibliotheken von Würzburg und Mainz, die als Beutekunst nach Schweden verschleppt wurden.)

"Nachdem so viele Menschenleben für einen so geringen Zweck vergeudet worden waren, hätten die Menschen begreifen müssen, wie durchaus vergeblich es ist, Glaubensmeinungen dem Urteil durch das Schwert zu überlassen.

Der Krieg löste keine Schwierigkeiten. Seine unmittelbaren und mittelbaren Wirkungen waren entweder negativ oder verheerend. Sittlich umstürzlerisch, wirtschaftlich zerstörend, sozial herabsetzend, verworren in seinen Ursachen, schwankend in seinem Verlauf und geringfügig in seinem Erfolg, ist dieser Krieg in der europäischen Geschichte das hervorragende Beispiel eines sinnlosen Konflikts.

... aber sie (die Menschen) lernten damals nicht, und man hat es seither nicht gelernt, daß Krieg nur Krieg gebiert"[1]

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Quellennachweis

Die Homepage von Dr. Klaus Koniarek