Johann Friedrich Heinle:


Hier finden Sie seine 1805 in Leipzig erschienen Erklärung zu der von Ihm erfundenen
"Naß-, Trocken-, Hand-, Schrot-, und Mahlmühle."

Das Layout wurde bewußt an die des Originals angelehnt, das man bei der "Bayrische StaatsBibliothek" in München
unter der Signatur "4 Techn. 41 g" finden kann. Die erste Ausgabe war bereits 1801 in Leipzig erschienen (Signatur "4 Techn. 41 s")
Im Reichsanzeiger vom 28. Oktober 1800 erschien eine Anzeige, in der diese Schrift beworben wird.
 
Titelseite
Vorrede
Erklärung
Nachtrag zur zweiten Auflage.
Kupferstich der H e i n l e' s c h e n  Handmühle

 
 
Johann Friedrich Heinle's
Mechanikus zu Augsburg,
Ansicht, Erklärung und Anwendung
der von ihm neuerfundenen
Naß=, Trocken=, Hand=, Schrot= und Mahlmühle,
welche
mit sehr wenigen Kosten erbauet,
durch verschiedene Mechanismen leicht in Bewegung gesetzt,
zu allen möglichen Mahl= und Schneidewerken und in Fabriken
angewandt werden kann/
o h n e  W a s s e r  g e h e t
und alle schon vorhandenen Mühlen an Einfachheit weit übertrifft.

Herausgegeben
von
C h r i s t o p h  F r i e d r i c h  T h r o d o s i u s  v o n  S c h a d.
Dritte verbesserte und vermehrte Auflage.
Mit einer Kupfertafel.

L e i p z i g/
in Kommission in der Sommerschen Buchhandlung 1805.
(Preis 16 Gr. Sächsisch, oder 1 Fl. 12 Kr. Rheinisch.)

 
Vorrede.
Ich übergebe hiermit dem Publikum die zweyte Auflage einer richtigen Darstellung der sogenannten Naß=,
Trocken=, Hand=, Schrot= und Mahlmühle, welche der rühmlichst bekannte Herr Mechanikus Joh. Friedrich Heinle zu Augsburg*) im vorigen Jahre erfunden, richtig gezeichnet, berechnet und approbirt hat. Ich danke zugleich für die gütige Aufnahme der ersten Auflage, und habe mir Mühe gegeben, diese Art Handmühlen mit Beyhülfe des Herrn Erfinders zu verbessern.
Es geht die von Herrn Heinle erfundene Maschine weit einfacher und leichter, als unsere schon vorhandenen Handmühlen zu gehen pflegen, auch kostet sie, in Ansehung des wenigen Räderwerks, weniger zu bauen, als diejenige, welche Herr Georg Heinrich Müller, Mechanikus zu Ipsheim im Bayreuthischen, gegenwar=
*) Derselbe, welcher die Erfindung machte, das Sinken der Schiffe zu verhindern, und der die
Schifffahrt gegenden Strom lehrte.


tig hier, und im Begriff, eine neue Art Papiermühle für den Herrn Papier= und Kartenhändler , Johann
Christoph Ludewig, zu verfertigen , bauet.

Es bat mich oberwähnter Herr Müller, unter dem Vorgeben, daß er dadurch bekannt werden und mehr
Arbeit erhalten möchte, im Beyseyn anderer Personen, eine genaue Abbildung und Beschreibung davon zu machen,
die ich denn auch im Jahre 1800 machte und herausgab; allein er hat mich dafür, wie die Leipziger Zeitungen zu
seiner Schande beweisen, mit dem größten Undanke belohnt. Diese Beschreibung ist jetzt bey Hrn. Friedrich
Lebrecht Schönemann und in der Joachimschen Buchhandlung allhier für acht Groschen zu haben * ).
Diese Heinle'schen Handmühlen sind vorzüglich in Fabriken, in Kriegszeiten bey Armeen, auf Festungen;
in trocknen Sommern, bey großen und kleinen Wassern, bey ungleicher oder anhaltender Windstille in Windmüh=
len, mit eben so großem Nutzen, zu jeder Jahreszeit, mit und ohne Wasser, zu gebrauchen, als unsere Wasser=
oder Windmühlen.
In Mahlerwekstätten und Ziegelhütten wird eine solche Mühle ebenfalls ihre Dienste thun.
Größtentheils wird in den Ziegelhütten der Gips oder Sparkalk gedroschen, welches nicht nur eine ungesunde und unangenehme
*) Zum Unterschied der Heinle'schen und Müllerschen Handmühlen, habe ich zuletzt als Nachtrag einen kurzen Auszug
aus der Beschreibung der Müllerschen Handmühle beygefügt.


Arbeit ist, sondern wobey auch ein großer Theil des Kalkes verloren geht. Man zerschlage hier die Steine, nach=
dem sie gebrannt sind , in gröbliche Stücke, welche man auf der Mühle vollends mahlen kann. Zu sehr feinem
Gipse von Alabaster werden die Steine erst zerschlagen, gemahlen, und dann das Gipsmehl in einem eisernen
Kessel oder auf einer eisernen Platte gebrannt. In Mahlerwerkstatten, Fabriken u. s. w. kann man sehr bequem
Kreide, Farbe u.dgl. m. damit mahlen. Selbst Töpfer und Porzellain=Fabrikanten werden diese Handmühle zum
Thon= und Glättmahlen brauchen können. Es sollte daher billig auf Anschaffung solcher Mühlen Rücksicht genom=
men werden.
Da in den Fächern der Mechanik neue, jedoch nicht bloß theoretische, sondern auf wirkliche Praxis gegrün=
dete Modifikationen von Maschinenwerken nie überflüssig sind, sondern vielmehr zu deren weiterer Vervollkomm=
nung dienen , so bat ich einen geschickten Mechaniker, dessen Studium und Praxis hauptsächlich die Verbesserung
der Bewegmittel betrifft, mir anzugeben, auf welche Art Er wohl glaube, daß eine Handmühle am leichte=
sten in Bewegung gesetzt werden könne? Er gab mir Folgendes zur Antwort und zugleich eine richtig berechnete
Zeichnung.
An den Mahlwesen Einrichtungen der bekannten Handmühlen, sagte er, wisse er nichts zu ändern oder zu
tadeln, es schlage auch nicht in die Fächer ein, die er bearbeite,

Allein in Betreff der Mittel, sie in Bewegung zu setzen, schlage er diejenigen vor, welche er bereits bey
Handmühlen durch eigene Erfahrung erprobt undn mit dem beßten Erfolge angewandt habe. - Vorzüglich
empfehle er Schwungräder, die jedoch nicht in Menge und noch weniger in Uebersetzungen mit Rädern bestehen
dürfen, weil in diesem Falle zu viel Verwickelung, Frictionen x. entstehen, die dem ersten Grundsatze der Mechanik,
nämlich dem der möglichsten Einfachheit, widerstreiten. Das am wenigsten Platz einnehmende, und doch die
Hände erleichternste Triebmittel, fände er, seiner gemachten Erfahrung gemäß, in Schwüngen, fo wie sie der
Kupferstich darstellt, am bequemsten.
Was also das Bewegwerk dazu anbelange, so glaube er bemerken zu müssen, daß, wenn solches durch Men=
schen= Trieb in Gang kommen solle, — kein schicklicheres könne angerathen werden, als das mit Schwungrädern,
nämlich einem liegenden oder horizontalen, und einem mit demselben zugleich verbundenen und wirkenden stehenden
oder vertikalen, wovon jedes drey in gleichseitigem Triangel befindliche Aerme hat, die an ihrem Ende, nach Be=
dürfniß, mit Bley zu fassen und zu beschweren sind. - Der Kupferstich zeigt ihren Standort, und die dabey
befindliche Erklärung ihre nach dem Maaßstabe beregnete Größe an. Die Bleymassen müsse man ihnen nach der
Schwere des Laufsteins geben. Man trifft es am richtigsten, wenn Proben mit großem oder kleinem Bleymassen
gemacht werden. Alle Theorie ist dießfalls unzuverlässig. - Es wird sogleich schon auf den Triebhänden verspürt,

ob das Mahlen bey einem mehr oder minder schweren Bleygewichte leichter oder schwerer von Statten geht. Na=
türlich nimmt man dann das erprobte leichtere Gehen an. - Am allerzuverlässigsten aber erfährt man das rechte
Bleyquantum, wenn man um die große viereckigte Welle ein Seil anbringt, und nach und nach so viel Gewicht
daran hängt, bis es das ganze Mühlwesen in Gang gebracht hat. Dieses Trieb=, Kraft= und Probmachen ist
vermutlich nicht so bekannt, als es seyn sollte, und wird gewiß Manchem sehr willkommen seyn.
Es sind vielleicht Schwungräder auf andere Weise zu gebrauchen bekannt, allein so allgemein noch nicht an=
gewendet werden, als es bey allen nur erdenklichen Mühlwerken höchst nöthig wäre. - Außerdem ist es kein
Muß, daß die Schwünge gerade an den verschiedenen Plätzen seyn sollen, sondern man kann z. B. den liegenden
an das Kronrad befestigen, und den stehenden an der Laufsteinwelle, die dann abwärts länger, und so weit unten
seyn muß, daß ihm das Kronrad nicht im Wege stehet. Desgleichen ist es besser, daß die Schwungräder ganz
aus Eisen verfertiget werden, doch kann man, zu Ersparung aller etwaigen Kosten, auch hölzerne nehmen. -
Wer die Mühle noch einfacher zu haben wünscht, der lasse das im Kupferstich angegebene, mit Buchstaben
c d e f k l l*) m und q bezeichnete weg, und setze das Triebwerk bloß mit Buchstaben a b g h i n o p r s zu=
sammen, auch kann man nach Belieben noch das Schwungrad c hinzufügen, welches alsdenn 10 Schuh und
drüber im Durchmesser haben, und entweder beym Handtrieb, oder oben, wie der Kupferstich zeiget, angebracht

werden muß. Das Kronrad hierzu hat bis 56 Daumenzapfen, es ist mit c bezeichnet, und der Trilling i
hat 7 bis 8 Spiellen oder Spindeln *).

Noch andere Triebmittel, statt der Schwünge, bestehen in folgenden; nämlich:
1) In Tritträdern, lothrecht oder schräg, welche Menschen, oder auch Thiere in Bewegung fetzen können.
2) In Windflugen , horizontal oder vertikal, wenn die Lage sie erlauben.
3) In Stabrädern, auf Flözen, in fließenden Gewässern; eine Angabe, die selbst in solchen Sommern
und Wintern anwendbar ist, wo die gewöhnlichen Wassermühlen stille stehen müssen.
4) In Blasbalgrädern von noch unbekannter Art, und wirkend bloß im stehenden Wasser. Endlich
5 ) in derjenigen Bewegmaschinerie, welche Herr Mechanikus Heinle zu Augsburg zum Trieb aller und
jeder Werke erfunden hat, und die alles weit hinter sich läßt, was je Bewegding genannt werden kann. -
Es ist in der Erklärung des Kupferstiches alles so beschrieben, daß ein jeder geschickter Mühlbauer oder
Mühlarzt, Zimmermann oder Tischler darnach richtig bauen kann, und man halt es für überflüssig, den übrigen
Bau der Mühle zu erinnern, z. B. das Scharfmachen der Mühlsteine, des Schuhs, des Rumpfes, Rührnagels,
*) Von dieser Art hat der Herr Mechanikus Heinle eine Handmühle für den Russischen Grafen und Brigadier de
Chesmenski nach Rußland mit großem Beyfalle verfertiget.

des Beutelkastens, des Gerb= oder Graupengangs, worauf geschroten wird, u. s w. indem doch ein jeder Mühl=
verständiger dieß ohnehin verstehet *).
*) Eine sehr genaue Nachricht von dem Scharfmachen der Mühlsteine, ist in einem Aufsatze des Herrn Mühlenmeisters
Füllmann zu Holzweißig in Sachsen, in dem Leipziger Oekonomischen Jntelligenzblatte vom 20sten September
1800, Nr.40, zu finden.
Einen Beitrag zur Kenntniß des Beuteltuchs und Mühlenbaues findet man auch im Journal für Fabrik, Ma=
nufaktur und Handlung x. Leipzig, gr. 8. mit illuminirten Tupfern, 1788, und wird noch fortgestzt.
Im Jahre 1717 ließen Se. Kaiserliche Majestät Handmühlen für die Armee bauen; eine solche Mühle war
zwey Centner schwer, so, daß zwey dergleichen Mühlen bequem auf einem Wagen geführet werden konnten. Es sol=
len vier einander ablösende Personen, in 24 Stunden, Mehl zu 1200 Portionen Brod darauf gemahlen haben.
Im Leipziger Mode=Journal x. 19ten Bandes 3tes Stück, Jahrgang 1800, September 1, findet man eine
Handmühle abgebildet, nebst einer weitläufigen Beschreibung; und in dem großen vollständigen Universal = Lexicon
aller Wissenschaften und Künste x. Leipzig und Halle, 1739, gr. Folio, stehet auch Verschiedenes von dem Mühlbau
und von den Mühlbau = Gerechtigkeiten. Ferner findet man auch Vieles in L eu p o l d s Maschinen = Theater in Folio.
Desgleichen, in Christs Weinbau und Bierbrauerey x. Frankfurt am Main. Auch hat der hiesige Herr Konduk=
teur L a n g e, vor einiger Zeit, eine Beschreibung, nebst Kupfern, einer Handmühle angekündigt; ob aber dieses Werk
wirklich erschienen ist, kann ich nicht behaupten, weil ich noch nichts davon gehört habe. - Ich könnte noch weit
mehr Bücher vom Mühlbauwesen anführen, allein der Raum des Platzes läßt es hier nicht zu, sondern der Erfin=
der begnügt sich darzuthun, daß sein Haupttriebwerk solcher Art ist, wie noch keines; u n d  f o r d e r t  d i e ß f a l l s
j e d e  K r i t i k  a u f. - Der Erfinder dieser Mühle verfertiget auch alle Arten von Spinnmaschinen und Krempel=
werken zu sehr billigen Preisen. -

Ich schließe, in der Hoffnung, daß ein geneigtes Publikum über diese lange Unterredung nicht unwillig wer=
den wird, und daß die HerrenKunstrichter dieSeS produktchen, als zweyte Auflage, von einem Layen eben so
gütig aufnehmen werden, als es bey der ersten Auflage geschah und daß sie dessen Gemeinnützigkeit durch unbillige
und lieblose Recensionen nicht hemmen werden, indem ich nicht wünsche, daß mein guter Wille, eine gute Sache
zu befördern, verkannt werden möge.
L e i p zi g, in der Oster=Messe 1801.
Christoph Friedrich Theodosius von Schad,
Agent verschiedener Handlungs =und Kommissions = Bürcaur.

 
E r k l ä r u n g
des Trieb=Mechanismus der Heinle'schen Handmühle.
Zu einer Handmühle, für deren vorzügliche Qualität Herr Heinle, ein Sehr großer Praktiker in Be=
wegdingen, sich verbürgt, und behauptet*), daß solche nicht bloß zum Mehlmachen und Schroten, sondern auch
zu allen andern mahlbaren Sachen dienen könne, gehören:
a) G e s t e l l von sechszölligem weichen oder harten Holze, 6 1/2 Schuh hoch, 8 Schuh lang und 5 Schuh
innere Weite.
b) K r o n = R a d, 3 Schuh im Durchmesser mit 24 bis 32 Daumenzapfen vom beßtcn Holze — und aufs
genaueste eingeteilt. — Man kann auch mehr Zapfen darein machen, wo es dann einen geschwindern
Läufer = Gang bewirkt, aber auch nach Proportion mehr Triebkraft und größere Schwungräder erfordert.
Hingegen je weniger Zapfen, je leichter der Trieb; nur entsteht alsdann ein langsamerer Lauf des Steins;
dieses Kronrad greift in i ein,
*) Herr Heinle bestätigte diese Behauptung im vorigen Jahre dadurch, daß er zu Augsburg eine dergleichen kleine
Mühle, die sonst am Wasser stand, errichtete, worauf sogenanntes Kaffee = Surrogat und Jallappe gemahlen wurde.

c) S c h w u n g r a d, dessen Größe von 5 Schuh im Durchmesser und drüber seyn kann, je nachdem das
Kronrad mehr oder weniger Zapfen hat, - So ist es auch in Betreff der Schwunggewichte zu halten,
welche Schwerer oder leichter seyn müssen, je nachdem das Kronrad und Laufstein groß und schwer sind. -
Einige Proben mit minder und mehr Schwunggewichte, geben das eigentliche Facit besser als alle Theo=
rien. - Die Schwungärme sind deswegen so durch Stellschrauben und Schieber einzurichten, daß
man sie länger und kürzer machen kann. - Der Radkranz wird vor den besagten und berichtigten Pro=
ben nur flüchtig angebracht, hernach aber fertigt man ihn von Eisen oder Holz solid. - Ein ganz
eisernes Schwungrad ist freylich immer das zweckdienlichste, allein zu Ersparung vieler Kosten wählt
man gutes hartes Holz. - Sind die Aerme von Eisen, fo läßt man ihre Enden durchs Bley gehen,
sind sie aber von Holz, So wird das Bley in den Kranz eingelassen und ganz gleichgewichtig ausgeteilt. -
Uebrigens muß ein Schwungrad=Verfertiger alle mögliche Genauigkeit beobachten, alsdann wird die
trefflichste Wirkung aus einem stehenden Schwunge sich ergeben *).
d) L i e g e n d e s  S c h w u n g r a d, in seinen Einrichtungen dem vorigen gleich.
e) K r o n r ä d c h e n, mit 16 bis 20 Zapfen, an der aufrechten Schwungwelle befestigt; es greift in f sein.
f) E i n  n ä ml i c h e s, mit 14 bis 16 Zapfen am großen Wellbaume fest gemacht; es greift in e ein,
g) G r o ß e r W e l l b a u m, an dessen Enden gut befestigte eiferne Schaufelzapfen sind. - Seine Dicke
richtet sich nach der Größe des Kronrädchens; sein Holz muß sich nicht werfen.
h) K u r b e l oder Handtrieb.
i) T r i l l i n g von 6 bis 8 Spindeln oder Spiellen, vom beßten Holze, welcher mit seinem Wellbaume in
der Queerlage lauft, oder man kann noch eine Schräge Queerlage darüber füllen, und den Wellbaum des
Trillings etwas kürzer fassen; es greift in b ein.
*) Gemeiniglich hat ein solches Schwungrad 50 bis 60 Pfund Blei= oder Metallgewicht.

k ) T r ä g e r oder Knecht von Eisen, am Gestelle sorgfältig angemacht, damit das auf ihm ruhende starke Queer=
stück nebst der darin befindlichen metallenen Pfanne zum Tragen der Schwungwelle und Rades nicht zittre.
l ) S ch l i e ß e r oder Riegel hinter dem Kronrädchen.
l*) B e f e s t i g u n g  d e s  T r ä g e r s  am Gestelle mit Schrauben.
m) S c h r a u b e n  u n d  M u t t e r n zum Andrang der Bleygewichte und eisernen Reifen im Falle eiserner
Schwünge.
n) L ä u f e r von 1 1/2 bis 3 Schuh im Durchmesser.
o) Un t e r e r Mahlstein in eben der Größe.
p) O b e r e r  G e st e l l = B o d e n  g e t h e i l e t, damit das Rad durchgesteckt werden kann. Auf ihm macht
man die Wellenfassung von Metall fest.
q) E i s e r n e  oder  h ö l z e r n e Welle.
r) E i s e r n e  L a u f e r=Welle.
s) Q u e e r b a l k e n, worin die Lauferwelle läuft.
Wenn eine solche Mühle zwey bis dreymal so groß gebaut wird, als hier angegeben ist, so können in 4 Ta=
gen 20 bis 30 Scheffel darauf gemahlen werden.
Noch einfacher kann das Werk gemacht werden, wenn man im Kupferstiche das mit Buchstaben c d e f k l
l*) m und q bezeichnete wegläßt, und dafür das Triebwerk mit Buchstaben a b g h i n o p r s und c in der
Kupfertafel bemerkte zusammen setzet; dann muß aber das Schwungrad c 10 Schuh im Durchmesser haben.
Vorzügliche Aufmerksamkeit muß man darauf richten, daß die eisernen Zapfen recht rund gedrehet und ihre
winkelmäßige Richtung nicht verfehlt werde. - Auch ist die vollkommenste Stellung aller vertikalen und horizon=
talen Theile vorzüglich nothwendig, und die Zapfen= oder Wellen=Lager müssen nicht rund, sondern viereckigt seyn;
denn dieß erleichtert den Gang gar sehr.

Ein Gestelle, mit einer dergleichen Anlage und Einrichtung, läßt sich außer dem Mahlen auch bey allen Gat=
tungen von Stampfwerken anwenden, als Taback=, Mahl=, Reib= und Schneidmaschinen , Pressen, Blasbalg=
ziehen, Dratziehereyen , zum Häckerlingschneiden und Dreschen, zum Papier= und Pappenmachen, zu allen
hydraulischen Kraftgegenständen, als Wässerung der selbst sehr hoch liegenden Felder, Wiesen, Austrocknen der
Moräste, Wasserbauwesen, Einrammeln der Pfähle, Zubringung des Wassers bey Feuersbrünsten, Trieb des
Wassers in jedes Stockwerk; ferner beym Bauwesen zum Emporbringen und Herablassen aller und jeder Materia=
lien, zum Fournieren und Bretterschneiden, zum Abdrehen hölzerner und anderer Walzen und Wellen von Metall,
zum Treiben schwerer Hammer, zum Ein= und Ausheben aller Dinge bey Bergwerken; kurz, zu alle dem, was
irgend eine Heb= und Triebkraft erfordert. Die Art und Weise, wie solches bewerkstelligt werden kann, ist zwar
viel zu weitläufig für diesen Raum, aber der Erfinder und Zeichner dieser Mühle, Herr Mechanikus H e i n l e,
welcher gegenwärtig hier bey mir logirt, wird auf Verlangen, und gegen Bezahlung, jedem respectiven Liebhaber
hiervon Unterricht und Belehrung ertheilen; desgleichen kann man auch bey ihm dergleichen Gestelle mit allen Ein=
richtungen auf das prompteste und billigste erhalten; desgleichen verfertiget auch Herr T e l l e r  zu  L e i p z i g am
Ranstädter Thore dergleichen Modelle sehr niedlich und billig; auch der Röhrmeister, Herr J o h.  C h r i s t i a n
D e d i c k e  in  L e i p z i g, ist hierin ein geschickter und erfahrner Mann. - Das Räderwerk wird meistenteils von
Weißbuchenholze, die Daumenzapfen oder Kamme hingegen, werden aus sogenanntem Rüsterholze verfertiget.
Endlich wird unterlassen, etwas über die innere Einrichtung einer Handmühle zu sagen , da solche unabgeän=
dert beym überall bekannten bleibt; daher ist auch die Zeichnung davon nicht gegeben worden.
C.  F.  T.  v.  Schad.
 
Nachtrag zur zweyten Auflage.

Damit ein geneigtes Publikum den Unterschied zwischen der G e o r g  H e i n r i c h  M ü l l e r' s c h e n und der H e i n=
l e' s c h e n  Handmühle siehet, so habe ich für gut befunden, die Erklärung und Beschaffenheit der M ü l l e r' s c h e n
Handmühle einzurücken, so wie ich sie von Herrn M ü l l e r erklärt erhalten habe. - Herr M ü l l e r behaup=
tet nämlich daß die Mühlsteine zu einem Triebwerk einer Handmühle, von 4 Schuhen in der Höhe, im Viereck
ohngefähr die Größe von 2 1/2 bis 3 Schuhe haben. Der Wellbaum, wodurch der Läufer getrieben wird, ist einige
Zolle im Durchschnitt stark, und treibt durch das Kammrad und einen Trilling den Läufer oder obern Mühlstein;
der Trilling, welcher vom Kammrad getrieben wird und in das Kammrad eingreift, hat 7 Spindeln, das Kamm=
rad hat 56 Zähne und greift in den Trilling. Der Schwung *) an dem Kammrade der 2 Queerwellbäume, wel=
cher den Wellbaum an dem Läufer in Bewegung setzt, hat 4 Aerme, wo an jeder Spitze des Flügels eine Linsen=
förmige Bleykugel von 1 1/2 Viertel, bis auf 1/2 Pfund schwer angeschraubt oder eingelassen wird. Herr M ü l l e r
macht gemeiniglich einem Arm schwerer als den andern, und richtet die Schwünge nach der Größe des Triebwerks
ein. Herr Mechanikus H e i n l e hingegen richtet die Schwere der Bleykugeln nach der Schwere und Größe der
Steine und des Kronrads. Der große Wellbaum, der in metallenen Pfannen läuft, ist gewöhnlich 1 1/2 bis 2
Schuhe hoch, und hat 3 bis 5 Zoll im Durchschnitt; es wird dadurch das ganze Triebwerk vermittelst der 2
Queerwellbäume, des einen Kron= oder Stirnrads, des einen Kammrads und vermittelst der 3 Trillinge von ver=
schiedener Größe, der hintere Wellbaum und Läufer getrieben. Großer Schwung mit 4 Flügeln, der eben so be=
schaffen ist, als der erste Schwung, und sich nur in seiner Größe auszeichnet, wobey aber die an den Flügeln oder
Aermen befindlichen Kugeln 1 3/4 bis 2 1/4 Pfund schwer seyn müssen. Zwey Queerwellbäume, welche bey dem Hand=
*) Die doppelten Schwünge haben 4 Aerme, und sind wie ein Kreuz formirt.

triebe vermöge 2 Riegeln, die da angebracht sind, herausgezogen werden können, die in einander stecken, und in
metallenen Pfannen laufen, wodurch das ganze Werk mit Hülfe des großen Wellbaums in Bewegung gesetzt wird.
Ein kleiner Trilling mit 9 Spindeln. Ein etwas größerer Trilling mit 10 Spindeln. Das Kron= oder Stirnrad
mit 40 bis 48 Zähnen oder Kämmen, welches in den größern und kleinern Trilling greift. Das Kron= und
Kammrad kann im Durchschnitt 1 bis 2 Schuh, 2 bis 6 Zoll haben. Ein Schwung, von eben solcher Beschaf=
fenheit, als wie der erste Schwung. Ein einfacher Schwung mit 2 Aermen, wo der Handtrieb angebracht ist,
um die ganze Mühle in Bewegung zu stellen, der eben so gemacht wird, als der erste Schwung. Uebersetzter
Schwung bey dem Wellbaume des Läufers von eben der Beschaffenheit, als der erste Schwung.
Je größer man den Handdreher oder Handtrieb verfertige, desto leichter, glaubt Herr Mechanikus M ü l l e r,
gehe das Mühlwerk, nur müsse man die Größe mit dem ganzen Werke in Verhältniß setzen. Es kann also ein
jeder, des Herrn M ü l l e r s Gutachten nach, nach willkürlicher Größe bauen, und es müssen meistens alle Theile
in verschiedener Größe einander entgegenstehen. Der Herr Mechanikus H e i n l e aber behauptet im Gegentheile,
daß, je weniger Zähne die Kronräder haben, desto leichter gehe das Mühlwerk; je mehr Zähne aber, desto schwe=
rer könne es in Gang gebracht werden. Die Entscheidung überläßt man dem Mühlbauverständigen Publikum,
zumal da, wie schon gesagt, Herr Mechanikus H e i n l e dießfalls jeden Kunstverständigen zur Kritik öffentlich
auffodert. -

 
Kupferstich zur "Naß-, Trocken-, Hand-, Schrot-, und Mahlmühle" von Johann Friedrich Heinle
Kupferstich zur "Naß-, Trocken-, Hand-, Schrot-, und Mahlmühle" von Johann Friedrich Heinle