Leichenpredigt zu Johann Georg Hillenbrand 1690-1760

 

JESUS

seiner Glaubigen Alles in Allem,

ja  über Alles

im Leben und Sterben, auf Zeit und Ewigkeit.

Als der

Hochedel -Gestrenge und Wohlfürnehme

Herr

Johann George

Hillenbrand,

^^

Weitberühmter Jubilier und Handels = Herr / resignirter

Assessor Eines Ehrlöbl. Ehegerichts A. C. wohlverdienter

Vieljähriger Pfleger der evangelischen Barfüsserkirche, und

ehemaliger wohlverdienter Deputirter zum Botenwesen

allhie;

Wohlseligen   Andenkens,

So den 9.Jan.176o. in dem 70 Jahre seines rühmlichen Alters im HErrn selig verschieden,

Sonntags den 13. dieses Monats in dem Obern Gottsacker zu Augspurg

in seine Gruft eingesenket wurde.

Der

Wohlansehnlichen Trauerversammlung

in einer über Psalm 73. v. 25. 26.

gehaltenen Leichenrede

vor Augen gemahlee und angepriesen

 von

Caspar Kretz

Pfarrern an der evangelischen Barfüsserkirche.

Gedruckt bey Andreas Brinhaußer Stadtbuchdrucker.





Ach HERR! wenn ich Dich nur habe,

Sag ich allem ändern abe:

Legt man mich gleich in das Grab.

Ach HERR! wenn ich nur Dich hab.


 

 

HERR JESUS A und O! Anfang und Ende,
Unser Alles in Allem, und über Alles, solchen
Sinn, Dir zu lieb allem andern ausser Dir abzu=
sagen; solchen Entschluß, Dir im Leben und Ster=
ben gänzlich ergeben zu bleiben, schaffe nnd befe=
stige selbst in uns durch deinen Geist, und segne
dazu auch in dieser Trauerstunde die Betrachtung deines tröstlichen
Wortes an unsern Seelen mit Segen und Kraft aus der Höhe,
daß wir Dich als das Einige Nothwendige in der rechten Ordnung
erwählen, suchen, finden, haben und behalten im Leben, Leiden und
Sterben; und ein jedes unter uns aus kräftiger Überzeugung und
seliger Erfahrung in Zeit und Ewigkeit von Dir rühmen könne:


Du, o JESU!

Du, Du bist das beste nothwendigste Theil,

Mein Ein und mein Alles , mein seligstes Heil.

                 Amen, Amen.

Hochansehnliche/ nach dem heiligen Rath uud Willen des
HErrn über Leben und Tod tiefgebeugte / theils herzlich
und schmerzlich leidtragende/ insgesamt in JEsu Christo/
unserm Alles in Allem/ geliebte und theuergeschäzte
Trauerversammlung!


O wohl ein trauriger und doch erfreulicher Liebesdienst,
den ich nach Erforderung meines Amtes in dieser Stunde
auf eine mir bisher noch ganz ungewohnte, und zum erstenmal in
solchem Fall vorkommende, Weise zu leisten habe! zu leisten habe einem
Manne in seinem Tode, der Uns allen in seinem Leben lieb, theuer
und werth gewesen ; zu leisten habe in den ersten Tagen des neuen
Jahres einem ansehnlichen Mitgliede unsrer lieben Barfüssergemeine,
und erstem wohlverdienten Pfleger an der Kirche derselben; zu leisten
habe in einer Leichen=und Trauerrede bey der Beerdigung Desselben,
da von dem Anfang des Jahres mein und meiner theuresten Mit=
arbeiter Mund und Herz Demselben und Seinen Werthgeschäztesten
Gehülfen, die der HErr mit Jhm unter so vielfältigem Hintritt
der treuverdienten Lehrer dieser Kirche bey unverrücktem Wohlseyn
viele Jahre her in Einem Bande erhalten, langes Leben und alle
wahre Wohlfahrt anzuwünschen und von GOtt zu erbitten eifrigst
beflissen war.


Trauriger Liebesdienst! Der empfindliche Hingang eines so
theuren Mannes von Uns, und der damit verknüpfte schmerzliche
Verlust beklemmet mein Herz, und öfnet von neuem bey mir die
nie ganz versiegende Thränenquelle

         Erfreulicher Liebesdienst! Sein tröstlicher und seliger Hin=
gang durch JEsum und mit JEsu zum Vater in die ewige Ruhe,
die noch vorhanden ist dem Volke GOttes, erquicket und belebet
mein Herz mit neuer Luft und Freude über die Kraft des Göttlichen
Wortes,  und machet selbst bey mir eine angenehme Mischung der
Trauer= und Freudenthränen, die  mein Aug thränet zu GOtt.
In solcher Gemüthsfassung ist auch diese Trauer= und Trostrede
abgefaßt  worden; in solcher solle nun dieselbe auch unter der Leitung
des guten Geistes, des höchsten Trösters in aller Noth, abgeleget
werden. Ich soll und will reden aus dem tröstlichen und lebendigen
Worte GOttes, zu dieser ansehnlichen Trauerversammlung/
nicht ohne Rührung meines Herzens, und GOtt Lob! auch aus
eigner seliger Erfahrung, Worte des Lebens; die mich der ge=
schloßne Mund Unsers Wohlseligen Freundes in seinem Tode
für Ihn noch reden heißt, die Er mir selbst durch seinen erbaulichen
schriftlichen Aufsatz bey seiner  Leiche auszusprechen und anzuwenden
an die Hand gegeben, und gleichsam in den Mund geleget hat.

 

Sein Ehren= Name verdienet vorzüglich auch darum zum
voraus mit Ruhm unter uns genennet, und nach seinem Hintritt noch
werth gehalten zu werden.

 

Es ist aber Derselbe, leider! gewesen der HochEdelGestren=
ge und Wohlfürnehme Herr Johann Georg Hillenbrand/


weitberühmter Jubilier und Handelsherr, refignirter Assessor Eines
Ehrlöbl. Ehegerichts Aug. Conf.Wohlverdienter fast dreyßigjähriger
erster Pfleger der Evangelischen Pfarrkirche zu den Barfüssern, und
ehemalig wohlverordneter Deputirter zu dem Bottenwesen allhier,
wohlseligen Angedenkens/

Den der HErr über Leben und Tod nach einem gar kurzen Kranken=
lager in diesen Tagen durch einen seligen Tod zu sich abgefordert
hat.

 

      Die erbauliche Wahl=und Leichen= Textworte, in welchen
Unser Wohlseliger Herr Mitbruder auch in seinem Tode noch
mit uns redet, sind Worte, die von Glauben, Liebe, Selbstverläug=
nung, Gedult und lebendiger Hofnung herrlich zeugen; Worte, die
einem wahren Christen im Leben, Leiden und Sterben, den kräftigsten
Trost des Lebens einflössen; die ihn leiten und erquicken in der Zeit,
ja die Jhn begleiten und mit Jhm gehen, wenn sie recht gefaßt,
geglaubt und geübet werden, selbst durch das finstre Todesthal
hindurch in eine Lichtes= und Freudenvolle Ewigkeit.

 

Assaph ein von GOtes Geist getriebener Mann hat sie aus=
gesprochen, gesungen und aufgezeichnet in dem LXXIII. Psalmen und
 dessen 25. und 26. Vers, wo sie nach unserer deutschen Ubersetzung
also lauten.

 

        Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel
und Erden. Wenn mir gleich Leib nnd Seele verschmachtet,
so bist Du doch , GOtt, allezeit meines Herzen Trost und
mein Theil.


O schöne, wichtige und treffliche Worte, die in mein Forum
recht einschlagen. Liebliche Worte, die mich auch heute in meine
Favorit-und Herzens=Materie von der lebendigen und seligmachenden
Erkäntnis GOttes und Unsers Heilandes JEsu Christi/ hin=
einziehen; davon mich der HErr seit Jahr und Tag bey Unsrer lieben
Barfüssergemeine unter reichem Zufluß seiner Gnade zeugen und pre=
digen lassen, davon auch Unser Wohlseliger Herr Kirchen=
Pfleger/ so manch wichtiges und erbauliches, wie Er es selbst be=
zeuget, mit innigem Vergnügen, so lang es seine Leibeskräfte zuge=
lassen, in öffentlicher Versammlung mit angehöret: und davon zu
wahrer Erquickung seines zerschlagenen Herzens Jhm auch noch auf
seinem lezten Kranken=und Sterbe=Lager in der Ordnung des Heils
so viel tröstliches an das Herz geleget werden konnte.

 

                 Erlaube mir also, Theuergeschäzteste Trauerversamm=
lung! daß ich jezo noch in diesem Trauerzimmer und in dem Hause
Unsers Ersten/ und nun bald vollends auch aus demselben hinaus
zu tragenden, Hochverdienten Pflegers Unsrer Barfüsserkirche
meine Barfüsser=Canzel aufschlage, und von derselben Dir, nach
Anleitung unsrer schönen Leichentextworte, unter Göttlichem Bey=
stand vor Augen zu mahlen und in das Herz hinein zu predigen
suche:

 

JESUM/ seiner Glaubigen Alles in Allem/ ja über
             Alles im Leben und Sterben/ in Zeit uud Ewigkeit.
                   Wenn ich Dich hab, so hab ich wohl,

                   Was mich ewig erfreuen soll.    


     Theureste Seelen!

 

Eine dreyfach wichtige Frage, und deren schriftmäsige und
gründliche Beantwortung wird uns in einer Kürze die tauglichste
Handleitung gewähren zur Erörterung und Anwendung unserer
schönen und mit ihrem unerschöpflichen Verstand in die Ewigkeit
hinein reichenden Leichentextworte.

                                      Die I. Frage soll demnach seyn.:

Wer ist Der, der der Glaubigen Alles in Allem, ja über Alles
im Leben und Tod, auf Zeit und Ewigkeit seyn soll, kan und
will, und den Assaph hier als einen solchen erkennet, rühmet und
verherrlichet?

Antwort: Es ist der HERR; und niemand sonst im Him=
mel und auf Erden ausser Jhm und neben Jhm.

 Wer ist mir der beste, der meinige ausser Dir, o GOtt,
im Hinmel; Und an wem könte ich auf Erden Belieben tragen
und Gefallen haben, neben Dir und ohne Dich; fragt der Psal=
mist nach dem Ausdruck der heiligen Sprache. Dieses hat der
selige Lutherus mehr dem Verstand als den Worten nach, Be=
jahungs und Versicherungsweise recht tapfer und kräftig übersezet:
 Wenn ich nur Dich, Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel
und Erde? Der HERR über alles, ist der HERR HERR,
nach dem 20. und 28. v. der Höchste v. II. GOtt, nach seinem
wesentlichen Namen, als das höchste Gut, wie Er felbst im Txt v.
26. und in diesem Psalmen v. I. II. 17 und 28. mit recht genennet
wird, verglichen mit dem Ausspruch JEsu selbsten Matth 19. v. 17.


Niemand ist gut, so  gut, daß er den Seinen alles in allem und
über Alles, im Leben und Sterben, auf Zeit und Ewigkeit, seyn kan
und will, und würklich ist. Niemand ist gut, Summum bonum,
als der Einige GOtt.   Der und kein anderer, keine Creatur ist es,
der El Schaddai, der allgenugsame und majestätische GOtt.I.B.Mos.
e. 17, I. der niemands bedarf, und selbst jedermann Leben und Odem
allenthalben gibt; Act. 17, 25. der Geber aller guten und aller voll=
kommenen Gaben, Jac. I, 17. ohn den nichts ist, was ist, von dem
wir alles haben, der DreyEinige GOtt, von welchem, durch wel=
chen und in welchem sind alle Dinge, hochgelobet in Ewigkeit, Röm.
II, 36. Der ists, und kein anderer.   Der ists gar; Sir. 43, 29.
Ohne und ausser dessen seligster Gemeinschaft, als der Urquelle alles
Guten, findet der unsterbliche Geist des Menschen selbst im Himmel
bey allem himmlischen Heer keine wahre Beruhigung und Zufrieden=
heit; Wie solte er wohl auf Erden bey all ihrer vergänglichen Ehre,
Reichthum und Lust, ausser und ohne diesem höchsten Gut ein wah=
res, ein gegründetes, ein bleibendes und mit in die Ewigkeit hinüber
gehendes Vergnügen antreffen und erlangen können, dabey Er rüh=
men dürfte: wenn ich nur Dich, Dich habe und behalte, daß ich
Dich, wenn alles andere verlohren, und darunter und darüber ge=
het, nimmermehr verlieren, sondern mich Deiner ewiglich erfreuen
und getrösten kan.   Fragst du aber noch ins besondere und vorzüglich,
liebe Seele,   Wer   der   ist, Alles   in   Allem   und   über  Alles?
Er ist und heißet Jesus Christ.    GOttes  und  Maria   Sohn,
der so  theuer verheissene  Messias , und würcklich   erschienene
Weltheiland.     Davids Sohn und Davids HErr.     Auf die=
sen blicket der Glaube der Altvätter und wie Davids, so oft in
seinen Psalmen, so  auch  in  unserm Psalmen Alssaphs  Glaube.
Soll Jsrael GOtt zum Trost haben, und den gerechten und


heiligen GOtt als sein höchstes Gut geniessen und erfahren; nach
v. I. Soll GOtt seines Herzens Trost und sein Theil seyn und heissen,
nach unserm Text v. 26. Soll es sich mit Freuden zu GOtt halten,
und seine Zuversicht getrost setzen dörfen auf den HErrn HErrn; so
kan es nicht anders geschehen, als mit und durch diesen Bundes=
GOtt. Durch diesen einigen Mittler zwischen GOtt und den Men=
schen können die arme Menschen allein wieder mit GOtt vereiniget
werden, I. Tim. 2, 5. Ausser ihm ist kein Heil, noch auch kein an=
derer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinn sie
sollen selig werden, als allein der Name Jesus,  Act. 4, 12.

Im Himmel und auf Erden ist nicht seins gleichen.

 

Der als der wahre Trost Jsraelis, wie Er ausdrücklich genennet
wird, Luc. 2, 25. dabey Er auch nach der Verheissung worden ist
aller Heiden Trost, Hagg. 2, 8. der GOtt ist über alles , hochgelobet
in Ewigkeit, Röm. 9, 5..und in welchem die Fülle der Gottheit leib=
haftig wohnet, Col. 2, 9. der ist es, der alles in allem erfüllet,
Eph. I, 23. der ist in seinem Namen, in seiner Person und Natu=
ren, in seinem dreyfachen Mittleramt, in seiner grossen Heylands= und
Erlösers=Gnade Alles in Allem nnd über Alles.

 

                                      Aber Wem ist Ers?

 

 

                            Das ist unsere II. Hauptfrage.

 

                          Antwort: Er ists seinen Gläubigen Allen.

 

            Nach seiner Allgenugsamkeit und allgemeinem Erlösungswerk
 könnte, sollte uud wollte Ers allen und jeden seyn; Er hat sich selbst


gegeben für alle zur Erlösung, I. Tim. 2, 6. da aber so viele, ja leider
die meiste, Jhn mit seinem allgemein erworbenen Heil nicht anneh=
men, Joh. I., II. An Ihn nicht glauben, Joh.3, 18. einem andern
ausser Jhm und neben Jhm nachlauffen, und darüber groß Herzeleid
ewiglich haben ; Psalm 16, 4. so ist es nicht seine, sondern ihre
eigne Schuld, wenn sie verlohren gehen; gesetzt, daß sie auf diese
und jene Weise ihr Theil, und zwar nach ihrer Meynung, ihr gutes
Theil in diesem Leben auch genossen haben; und doch auch dieses zu
ihrer desto schwerern Verantwortung, weil sie sich die Güte GOttes
dadurch nicht haben zur Busse leiten lassen. Psalm 17, 14.
Luc. 16, 25.. Röm. 2, 4

So aber ist Ers nur dem seligen Genuß und würklichen An=
wendung nach den Glaubigen, seinen Glaubigen, und dabey seinen
Glaubigen Allen. Diese, nur diese, gehören mit David und Assaph
und all ihnen durch die Gnade gleich gesinnten zu dem Jsrael GOt=
tes, das durch das Erlösungs=und Reinigungsblut dieses Imma^
nuels reines Herzens wird und ist.

 

Gleich der schöne Jsraels Name, der bey unserm Psalmen den
Anfang macht, leitet sie mit seiner Bedeutung und Ursach eben auf
diesen HErrn, HErrn, den Engel des Bundes, ja den Bundes=
GOtt selbsten, mit welchem der glaubige Jacob gerungen, biß die
Morgenröthe anbrach, und von welchem Er nicht eher abgelassen biß
Er den Segen errungen, darüber Er den herrlichen Namen Jsrael
erlanget, und darüber Er das schöne Bekäntniß abgeleget: Jch ha=
be GOtt von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen. Was
sagte Er damit anders, als dieses: Nun habe ich Alles in Allem,
und das geht mir über Alles. Gen. 32, 24-30. Und davon er noch
mehr, als von seinem grossen zeitlichen Segen, den er auch von der


Barmherzigkeit und Treue GOttes mit herzlichstem Dank annahm,
rühmen konnte, c. 33, II: Jch habe alles genug. So war
David auch in dem Glauben des Messia gesinnet, 2. Sam. 23, I.2.3.
Psalm 8. 16. 23. 45. 72. Und als ein solch Glaubiger redet Assaph
hier, da er wichtige Betrachtungen mit sich selbst über das verschie=
dene Glück der Gottlosen und Frommen in der Welt angestellet,
und sich nach Seinen Einsichten bald darinne verirret hätte, wenn er
nicht in das Heiligthum GOttes gegangen wäre, und darinn einen
kräftigen Blick wie auf die heiligen Wunderführungen GOttes, al=
so besonders auf den rechten Trost Jsraelis gethan hätte mit dem
redlichen Entschluß: Dennoch, ja, ja, was mich betrift, bleib ich
stets an Dir, denn Du haltest mich bey meiner rechten Hand, Du
leitest mich nach deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren
an. v. 23. 24. Darauf fährt er dann, als einer der zum Israel
GOttes gehöret, in unserm Text voll Glaubens und Vertrauens
fort: Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel
und Erden. Wenn mir gleich Leib und Seel verschmachtet,
so bist Du doch, GOTT, allzeit meines Herzens Trost und mein
Theil.

 

   Wer nun seines Glaubens ist, und im A. T. auf dieses Heil
auf diesen Trost Israelis gewartet, im N. T. Ihn aber als den
würcklich gekommenen Heiland freudig erblicket und aufnimmt, der
darf sich auch zum Jsrael GOttes zählen, auf welchem Friede und
Barmherzigkeit ruhet Gal.6, 16.   Solche, nur solche Seelen erken=
nen und fühlen ihren Jammer und Sünden=Elend, ihr äusserstes Un=
vermögen zum Guten, ihre gröste Dürftigkeit und Mangel ausser der
seligen Gemeinschaft GOttes und Ihres Heilandes JEsu Christi,
sehnen sich herzlich nach seinem Heil, ergreiffen die angebottene Gna=
de in JEsu aufs begierigste, machen sich dieselbe recht zu eigen, und


setzen ihre Hoffnung ganz und gar auf dieselbe, I.Petri I, 13. achten
mit Paulo alles andere ausser JEsu für Schaden und Verlust, Phil.
3, 7--12. die erwählen, suchen und finden Ihn, als das Einige
Nothwendige, als ihr bestes und seligstes Theil, Luc. 10, 42. mit
Maria; Und die haben Ihn mit Assaph, im Texte. JEsus wohnet
durch den Glauben in ihrem Herzen, Eph. 3 und sie leben, was sie
noch leben im Fleisch, im Glauben des Sohnes GOttes, Galat. 2,
20. der sie geliebet, und sich selbst für sie dargegeben. Sie lieben
den wieder, der sie zuerst geliebet, bleiben in seiner Liebe, die
alle Liebe der Welt und des Irrdischen verzehret, Joh. 15, I. Joh.
2, 15. und halten in Lieb und Leid gedultig und standhaft durch
Kraft von oben gestärket bey Ihm aus biß in den Tod, biß sie mit
dem Ende ihres Lebens und Leidens auch davon bringen das Ende
des Glaubens, nemlich der Seelen Seligkeit; Apoc. 2, 10. I. Petri
1, 3 - - 9.

Sehet, diese und sonst keine können unsere Textesworte mit
Recht führen und bezeugen, daß sie JEsum für ihr Alles in Allem
ja über Alles, im Leben und Sterben, auf Zeit und Ewigkeit halten,
die können von Grund der Seele unter dem Zeugniß des Heil. Gei=
stes sagen: Wenn ich nur Dich, Dich habe, so frage ich nichts nach
Himmel und Erden.

 

Da bleibt es kein bloses Lippen=und Heuchelwerk, kein leeres
Erwählen eines Leichentextes ohne Verstand und ohne Absicht dem=
selben nachzukommen; wo das Gegentheil oft ganz was anderes zu
erkennen gibt, als die Worte lauten; wenn den armen Menschen,
zum Exempel, oft nichts mehrers als das irrdische am Herzen liegt,
und sie an den zufallenden Reichthum das Herz fest hängen, zum
Goldklumpen sagen: Du bist mein Trost; wenn der Bauch ihr GOtt


ist, wenn sie nichts mehr als sich selbst und ihre Ehre suchen, wenn
sie Creuzflüchtig sind und über das geringste Leiden ungehalten wer=
den; und doch dabey sagen wollen:   Wenn ich nur Dich habe, so
x. Wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht, so x.

               O was heisset das anders von solch irrdisch gesinnten, als,
GOttes und am meisten ihrer selbst gespottet. Nein, bey Glaubigen,
bey Kindern GOttes, bey dem Jsrael nach dem Geist, da ists ganz
anders, da ist lauter Kraft und Wahrheit, Geist und Leben; und
was auch dißfalls der Mund spricht, das geht aus einem reinen,
redlichen, geprüften und geläuterten Herzen, das auch die Creuz=
probe ausgestanden. Und darum erfahren Sie auch bey Ihrem JEsu,
als die Seinige, daß Er noch vielmehr ganz und gar der Ihrige ist,
Ihr Alles in Allem, ja über alles im Leben und Sterben, auf Zeit
und Ewigkeit.

 

                           Und Wie dieses?

                 Diese III. wichtige Frage haben wir noch zu beantworten übrig.

 

         Was denen Glaubigen keine Creatur im Leben und Sterben
geben und gewähren, und sie wahrhaftig glückselig machen kan in Zeit
und Ewigkeit, das haben und geniessen sie in GOtt und ihrem Hei=
and JEsu Christo.   In Ihm, in ihrem JEsu, wohnet die Fülle
der Gottheit leibhaftig; und aus seiner Gnadenfülle, die unerschöpf=
ich ist, nehmen  sie, was zum rechtschaffenen Glauben, zum gött=
lichen Leben und Wandel, zum gedultigen Leiden, zum seligen Ster=
ben gehöret, Gnade um Gnade: kommen aus Glauben in Glauben,
gehen von Kraft zu Kraft, Col. 2, 9. 10. Joh. I, 16.Röm. I, 16
Psalm 84, 6 -- 8. In Ihm und an Ihm haben sie Alles in Allem,


und sind vollkommen, völlig eingerichtet und in allen Stücken reichlich
begnadiget in Ihm, Col 2, 10. An Ihm, an JEsu, haben sie die
Erlösung durch sein Blut, nemlich die Vergebung der Sünden. Wo
aber Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.
Eph I,   3. seqq Er, JEsus Christus, ist ihnen von GOtt gemach
I. Cor I, 30. zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, und zur Heiligung,
und zur Erlösung. Und so lernen sie Ihn immer mehr und mehr
kennen aus Seinem Wort als Ihr Alles in Allem, und schäzen als
Ihr Alles über Alles: über alle Ehre, Luft und Schäze dieser Welt,
so sie ihm zu lieb verläugnen; über alles Ihr Liebstes in der Welt,
so sie Ihm aufopffern; über Himmel und Erden, über Leib und
Leben, so sie bey Ihm erstrecht finden. Ohne Ihn und seine selige
Gemeinschaft ist alle Lust der Welt Unlust, alle Ehre eitel, und alle
Reichthum Armuth. Denn hätten sie Ihn nicht, so würde sie es
nichts helfen, wann sie die ganze Welt gewonnen, und litten Schade
an ihrer Seele. Ihr Silber und Gold würde Sie nicht erretten an
dem Tage des Gerichts, und Nichts, Nichts könten sie geben
ihre Seele zu erlösen. Matth. I6, 26. Zeph. I, 18 Haben Sie
aber Ihn, halten und lassen Sie Ihn nicht, so haben Sie Alles in
Allem und über Alles; und rühmen mit Assaph: Wenn ich
nur Dich habe , so frage ich nichts nach Himmel und Erde;
so mag Himmel und Erde vergehen und fallen, Du bleibest
mir. Dein Wort vergehet nicht, und mit Dir fällt mir
auch mein Himmel nicht. Wenn mir gleich Leib und Seel ver=
schmachtet, wenn es mit mir aufs äusserste, zum Hinfallen, zum
Verschmachten, zum lezten Herzensstoß, zur gewaltigen Trennung
Leibes und der Seelen kommt, so bist Du doch, GOtt, allzeit mei=
nes Herzens Trost und mein Theil. Israel hat dennoch GOtt
zum Trost , v. I. Meine Seele ist stille zu GOtt der mir hilft.


Denn Er ist mein Hort, meine Hülfe, mein Heil mein Schutz,
mein Trost und Trotz, daß mich kein Fall stürzen kan, wie groß
er ist. Psalm 62, 2.3. Der HErr ist mein Theil, spricht meine
Seele, heist es mit Jeremia Klagl. 3, 24. und mit David, ja dem
HErrn Messia selbst, Psalm 16, 5.6. Das Loos ist mir gefallen
aufs lieblichste. Mir ist ein schön Erbtheil worden. Das ist das
Loos feiner Glaubigen, das ist das Erbtheil der Kinder Gottes,
die in dieser seligen Kindschaft Grab und Tod Trotz bieten, wenn
sie auch in der Hälfte ihrer Tage oder bey grösserm Alter demselben
entgegen sehen, daß Sie freudig ausruffen: Sehet, welch eine Liebe
hat uns der Vater erzeiget, daß wir GOttes Kinder heissen sollen.
Meine Lieben, wir sind nun GOttes Kinder, und ist noch nicht
erschienen, was wir seyn werden. Wir wissen aber, wenn es erschei=
nen wird, daß wir Ihm gleich seyn werden: Denn wir werden Ihn
sehen, wie Er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu
Ihm, der reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist. I. Joh. 3, 1-3.
Matth. 5, 8. So ist der HErr ganz und gar der Ihrige: Ihr
Alles in Allem, und über Alles. Uber sie sind im Leben und
Sterben ganz und gar die Seinige, Seine Schaafe, Seine Glau=
bige, Seine Bundsgenossen, die Er sich nicht nehmen läst. Joh. 10,
27.seqq. Auf die Er ein gnädiges Aufsehen hat. Kap, 3, 9 die Ihm als
sein Eigenthum im Leben und Sterben auf Zeit und Ewigkeit ange=
hören und sagen können: Leben wir, so leben wir dem HErrn.
Sterben wir, so sterben wir dem HErrn: Darum, wir leben oder
wir sterben, so sind wir des HErrn. Rom. 14, 9. Dieses schönen
Ausspruches erinnern wir uns auch heute noch um so mehr, da bey
gleicher Trauerversammlung des Wohlansehnlichen Hillen=
brandischen Hauses vor 4. Jahren, als der ältere Herr Bruder


Unsers Wohlseligen Herrn Kirchenpflegers / S.T. Herr
Senator Jacob Hillenbrand/ auch treuverdienter Pfleger un=
serer St. Jacobskirche/ wohlseligen Angedenkens, so an dem heu=
tigen Begräbnistag seines geliebten Herrn Bruders im HErrn selig
verschieden, zu seiner Ruhestätte begleitet wurde, von einem hoch=
verdienten, nun auch in GOtt ruhenden, mir auch im Tod ewig lie=
ben Lehrer unserer Barfüsserkirche, aus und über denselben kräftige
Worte des Lebens geredet worden.    Sind sie aber so des HErrn
und der HErr ist der Ihre, so haben sie Alles  in Allem und über
Alles.

 

                       Was ist wohl, das man nicht in Jesu geneußt?

 

         Das ist nun mit wenigem viel, und doch noch gar wenig gesaget,
von dem unerschöpflichen Verstande der Assaphischen Worte: Wenn
ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du
doch, GOTT, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil.
Sind das, theureste Seelen! nicht schöne, herzliche und tröstliche
Worte, wenn sie in dem Licht und unter der Leitung des guten Geistes
recht verstanden, geglaubt, gebraucht und geübet werden. Ey,
daß doch keines von uns sie itzt vergeblich möge gehöret haben! O daß
wir sie alle zu einem guten und bleibenden Andenken auch von dieser
heutigen Trauerversammlung/ fassen, halten, erwägen und be=
wahren wollten in einem feinen guten Herzen und Früchte derselben
 bringen in Gedult, Früchte die bleiben, Früchte, die mit uns gehen,
in das ewige Leben. Es sind Worte des Fassens und Haltens werth.
Lasset sie uns auf den Weg noch mitnehmen, als kräftige Glaubens=
herzliche Liebes=und selige Hoffnungsworte.


Sie sollen uns seyn kräftige Worte des Glaubens; des Glau=
bens, der in einer wahren Buse gewürket wird, wo die Seele ihr
äusserstes Unvermögen, Dürftigkeit, Mangel und Elend, ausser die=
sem HErrn HErrn reumüthig erkennet, und schmerzlich fühlet. da=
gegen hungert und durstet nach feiner Gerechtigkeit und Heil, und die
in Ihm reichlich angebottene Gnade begierigst ergreiffet und sich zu=
eignet, alles andere ausser JEsu für Schaden und Verlust achtet,
und nur in dem Genuß und Besitz dieser Gnadenfülle ihre einige Er=
quickung , wahre Befriedigung und Ruhe findet, daß es bey ihr
heisset:

                                  Ich begehre nichts, o HErre!
                                  als nur deine freye Gnad,

                                  die Du giebest, dem, den Du liebest
                                  und der Dich liebt in der That

                                  Laß Dich finden, laß Dich finden.

                                              Der hat Alles.
                        O wer da nicht genug hätte, der wäre gar zu geizig!
                                  Der hat Alles, wer Dich hat.

 

                                  Dieser Zeiten Eitelkeiten,

                                  Reichthum, Wollust, Ehr und Freud,

                                  Sind nur Schmerzen meinem Herzen,

                                  welches sucht die Ewigkeit.

                                  Laß Dich finden,

                                  grosser GOTT! ich bin bereit.

 

        Wir wollen sie fassen als anmuthige Liebesworte; der Liebe,
die aus dem Glauben entspringt, der Liebe zu dem, der uns zuerst
geliebet, der Liebe, die als eine Flamme des HErrn alle Nebenliebe
der Welt verzehret, der Liebe, die auch in Gedult unter dem Leiden


und Tod dem Geliebten aushält, und sich nichts von Ihm trennen
läßt, die mit David aus dem 18. Psalmen rühmet:  Herzlich lieb
hab ich Dich HErr, meine Stärke; oder wie wir es mit Verbin=
dung unsers schönen Leichenspruches singen, ach daß es jedesmal
gehe von Herzensgrund:

 
              Herzlich lieb hab ich Dich, o HErr!

              ich bitt, wollst seyn von mir nicht ferr,

              mit deiner Hülf und Gnaden:

              Die ganz Welt nicht erfreuet mich;

              nach Himmel und Erden nicht frag ich:

              Wenn ich nur Dich, Dich kan haben.

              Und wenn mir gleich mein Herz zerbricht,

              so bist Du doch mein Zuversicht,

              mein Theil und meines Herzens Trost,

              der mich durch sein Blut hat erlöst.

                            Herr JEsu Christ!

              Mein GOtt und HErr, mein GOtt und HErr,

              in Schanden laß mich nimmermehr.

 

        Lasset sie uns endlich behalten, und uns daran halten als an
schöne Hoffnungsworte; als Worte der lebendigen Hoffnung auf
Leben, Leiden und Sterben, daß es auch unter anhaltenden und öf=
ters wiederkommenden Creuzesproben bey uns, wie bey David, dar=
unter immer heissen möge aus Psalm 13, 7. Ich hoffe aber darauf,
daß Du so gnädig bist, mein Herz freuet sich, daß Du so gerne hil=
fest. Ich will dein HErrn singen, daß Er so wohl an mir thut.
Und mit Petro und allen erwählten Fremdlingen in der Zerstreuung
I.Petri I, 3. seqq Gelobet, gelobet sey GOtt und der Vater unsers
HErrn JEsu Christi, der uns nach seiner grossen Barmherzigkeit


wiedergebohren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Aufer=
stehung JEsu Christi von den Todten; ohne diese wäre unsere Hoff=
nung eine todte Hoffnung, zu einem unvergänglichen, unbefleckten
und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel, Euch,
die ihr aus GOttes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur
Seligkeit. Wer so die Worte faßt und hält, der kan auch freudig
schliessen:

                             HERR, ich hoff je, Du werdest die,
                             in keiner Noth verlassen,
                             die Dein Wort recht,
                             als treue Knecht und Mägde,
                             im Herzen nnd Glauben fassen.
                             Gibst ihnen bereit die Seligkeit,
                             Und läßst sie nicht verderben.

                             O HERR! durch Dich, bitt ich, laß mich

                             frölich und selig sterben.

 

           Und, wie freuet sich nicht mein Herz bey aller Betrübnis über
den empfindlichsten Verlust eines so schäzbaren Gliedes und bestver=
dienten Pflegers unserer lieben Barfüsserkirche, daß der HErr mich
unwürdigen gewürdiget, so manche liebliche Frucht seines kräftigen
Wortes und meines Dienstes an demselben bey unserm lieben wohl=
seligen Herrn Kirchenpfleger nun auch Zeit meines siebenviertel=
jährigen Pfarramtes an unsrer Gemeine und der von Ihm zugleich
mir liebreich übertragenen besondern Seelensorge bey verschiedenen
Gelegenheiten, zumalen bey seinen herzlichen Beichtandachten, und
auf das besonderste in seinem lezten Kranken= und Sterbelager sehen
zu lassen; aus welchen mit gutem Grund schliessen darf, daß er sich


unter der Gnadenleitung des heiligen Geistes recht habe angelegen
seyn lassen immer mehr und mehr zu vergessen, was dahinten ist,
und sich zu strecken nach dem, das davornen ist, und mit Verläug=
nung des Irdischen und Aufopfferung seines eigenen Willens nach=
zujagen dem Kleinod ,  welches vorhält die himmlische Beruffung
GOttes in Christo JEsu, den er als das Einige Nothwendige mit
Maria Luc. 10, 42. als die trefflichste Jubele und kostbarste Perle
mit dem klugen Handelsmann Matth. 13, 45. 46. als sein Alles in
Allem und über Alles schätzen, achten und nutzen lernte , und nur in
dessen lebendiger und seligmachender Erkentniß wahre Befriedigung
und Ruhe vor seinen unsterblichen Geist so suchte und fande, daß er
alles andere dagegen für Schaden und Verlust ansahe.


       Gelobet sey der HErr für alle seine unendliche Barmherzig=
keit und Treue, die er auch in diesem Stück vorzüglich, wie in so viel
andern Liebesproben an unserm wohlseligen Herrn Mitbruder erwie=
sen; da er Denselben von Kindesbeinen an, in Seilen der Liebe ge=
führet, als sein gütiger GOtt; Ihn gehalten bey seiner rechten
Hand, geleitet zu Hauß und auf Reisen nach seinem Rath, Ihn zu
Ehren auch unter uns gesezt, und zu einem gesegneten Werkzeug der
Mildthätigkeit und Liebe in seiner Hand gebrauchet; und durch Ihn
Kirchen und Schulen, Arme und Dürftige, Wittwen und Waisen,
in seinem Leben und Tod wohl berathen und erquicket, und Ihn nun
endlich durch einen seligen Hingang zu Ehren und mit Ehren ewig=
lich an und aufgenommen hat! Sein eigener mir in Hände gegebener
erbaulicher Aufsatz, darinn Er die Güte des HErrn herzlich preiset,
gibt uns noch zum Preis GOttes über Ihn ein und anders anzu=
führen gute Veranlassung; und was wir noch darüber in seinen lez=
ten Lebenstagen an Ihm und von Ihm bemerkt, wird noch zu wei=
terer Verherrlichung dieser unendlichen Güte und Treue des HErrn,


der da ist seiner Glaubigen Alles in Allem und über Alles, unter uns
dienen.  Die Güte des HErrn HErrn half Ihm glücklich auf diese
Welt, und zog Ihn aus Mutterleibe Anno 1690. den 29 Julii all=
hier zu Augspurg, zog Ihn aber aus herzlicher Liebe durch die H.
Taufe gleich in seine nähere selige Gemeinschaft, bey welch heiliger
Handlung Er den Namen Johann Georg/ zu stetem und dankba=
barem Andenken derselben erhalten.

 

         Seine Christliche und in gutem Tugendruhm noch stehende
liebe Eltern waren der Weiland Wohlehrenveste und Fürnehme
Herr Johann Georg Hillenbrand/ berühmter Handelsherr all=
hier; so Ihm schon 1705. durch einen seligen Tod entzogen worden;
und die Viel=Ehren=und Tugendbelobte Frau Anna Maria
eine gebohrne Klettin/ die Ihm Anno 1741. wohl betaget in die
selige Ewigkeit durch den zeitlichen Tod vorangegangen. Von diesen
theuresten Eltern wurde unser wohlselige Herr in der Zucht
und Vermahnnng zum HErrn mit Wort und Crempel treulichst er=
zogen, und zu allem Guten fleißig angehalten.

 

Der HErr segnete auch diese Erziehung mit vieler Gnade,
daß derselbe zu noch weiterer Gründung und Bevestigung in Han=
delsgeschäften mit Nutzen nach dem Weltberühmten Handelsplatz
Venedig 1709. konnte verschicket werden, woselbst Er zwey Jahr in
dem berühmten Negotio Herrn Johann Albrecht Dümpfel, sodann
wieder zwey Jahr zu Livorno in der renommirten Handlung der
Herren Tondu, Wibart und Compagnie rühmlich gestanden. Die
Güte und Treue GOttes begleitete Ihn nachhero auf fernern Reisen
nach Rom, Napoli  und durch ganz Italien, und noch weiters nach
einem dreimonatlichen Aufenthalt in seiner Vaterstadt auf einer


neuen Reise durch Sachsen und über Frankfurt nach Holland, wo
sich Derselbe zu Amsterdam in dem berühmten Comtoir der Herren
Georg und Martin von Berchem in die zwey Jahre aufgehalten,
sodann seinen Weg weiter durch die Niederlande nach Engelland,
und von da herüber nach Frankreich genommen, wo Er sich ein halb
Jahr auch zu Paris aufgehalten, und von dort auch durch Lothrin=
gen über Straßburg unter göttlichem Geleite sich wieder nach Hauß
begeben, wo unser wohlselige Herr 1716. (GOtt sey Dank für
alle gnädige Leitung und Führung, wie Er sich selbst davon ausdrücket,)
bey den lieben Seinigen glücklich und gesund wieder angekommen, in
Willens sich nur einige Wochen hier aufzuhalten, und sodann in Ve=
nedig sich zu etabliren. Doch der HErr hatte es anders vor, davon
die eigne Worte unsers wohlseligen Herrn Kirchenpflegers/
in belobtem Aufsatz am besten zeugen; die also lauten: " Wie aber
"der Mensch sich diß und jenes vorsezt, der liebe GOtt aber es
"ganz anders disponiret, so hat es auch seiner gütigen Vorsehung
"gefallen, mich hier zu versorgen, und reichlich zu segnen, da ohne
"den geringsten Gedanken unversehens es sich gezeiget, daß mein
"nun wohlseliger Herr Schwäher/ Salv. Tit. Herr Wil=
"helm Michael Rauner/ des Innern Raths und berühmter
"Jubelier allhier, mir seine älteste liebe Jungfer Tochter/
"die viel Ehr=und Tugendreiche Jungfer Regina Rosina/
"meine jetzige liebe getreue Gattin geneigtest zugedachte,
"und mich zugleich in seine berühmte Silberhandlung zu meiner völ=
"ligen Convenienz aufzunehmen sich offerirte, welch liebreichen
"Antrag , weilen es vor eine besondere Schickung GOttes ansahe,
"ich mir auch gefallen, und mich folglich 1716. den 22. Junii mit
"Derselben durch priesterliche Copulation ehlich trauen liesse; seit=


"deme haben wir, GOtt sey dafür gepriesen! beständig eine ver=
"gnügte Ehe im Seegen miteinander genossen." (O wie schön
lautet diß, wie schmerzlich aber sind solche Risse! Doch die Wege
des HErrn sind auch hierinn den Seinen eitel Güte und Wahrheit.)
Noch füget unser wohlselige Herr eine besondere Probe der gött=
lichen Güte, aber auch väterlicher Züchtigung, und seines guten Be=
zeugens darunter bey. "Nach 21. Jahren unsers vergnüglichen
"Ehestandes Anno 1737. erlangten wir durch Göttliche Fügung
"und Gedeyen ein liebes Töchterlein Anna Maria Rosina/
"und ein Jahr darauf ein liebes Söhnlein Johann Georg/
"welche Beyde aber leider! der liebe GOtt nach feinem gefälligen
"Rathschluß Anno 1742. im Monat Februar innerhalb 9. Tagen
"zu sich in sein ewiges Gnadenreich abgefordert hat; so uns Eltern
"zwar herzlich schwer und hart gefallen, allein da es dem HErrn
"so gefallen, haben wir uns in Christlicher Gedult seinem gnädigen
"Willen ergeben, und uns darein gefunden. Der Name des
"HErrn seye allezeit gepriefen und gebethen, daß er uns in seine
"frohe selige Ewigkeit dereinst auch gnädigst an und aufnehmen
"wolle."

 

       Dieses leztern herzlichen Wunsches  und Flehens ist nun
unser theureste Herr Mitbruder in diesen Tagen durch eine selige
Vollendung theilhaftig worden, nachdem Ihn der HErr vorhero
auch unter uns zu Ehren gesezet, und Ihn bey verliehenen schönen
Gaben als ein gesegnetes Werkzeug gutes zu thun in seiner Hand
auf mancherley Weise gebrauchet. Er wurde nemlich 1730. zum er=
sten Pfleger unserer lieben Barfüsserkirche, Anno 1742. zum Assessore
Eines Ehrlöblichen Ehegerichts Aug. Conf. allhier, und nachhero auch


zu einem wohlverordneten Deputirten zum Botenwesen erkohren,
welchen Ehrenämtern unser wohlselige Herr mit aller Treue und
Fleiß vorgestanden, besonders aber sein Kirchenpflegeramt mit solch
ausnehmenden grossen Wohlthaten an unserm Gotteshaus gezieret
und bezeichnet, davon Altar, Orgel, Canzel und die schöne grosse
Sacristey sattsam zeugen, daß so lang die Barfüsserkirche und Ge=
meine stehet, darinn des werthesten Hillenbrandischen Namens
nicht wird vergessen werden; wie dann auch seine im Leben und
Tod den Arbeitern in Kirchen und Schulen, Wittwen und Waisen,
Armen und Dürftigen, und unsern öffentlichen Liebeshäusern öffent=
lich und im Verborgenen zugewandte und zugedachte vielfältige und
reichliche Proben der Liebe und Mildthätigkeit alles dankbarste An=
denken verdienen.

 

         Dieser Erzehlung der Güte und Treue unsers GOttes, dem
wohlseligen Herrn von Kindesbeinen an durch sein ganzes Leben
hindurch bewiesen, setze ich noch besonders als ein Augenzeuge gewis=
senhaft bey, wie gütig und treu der HERR Sein Alles in Allem,
und über Alles, auch in den lezten Tagen und Stunden unter den
empfindlichsten Heimsuchungen bis zur lezten seligen Vollendung sich
an Demselben geoffenbaret:

 

Wie durch gehäufte Wohltaten, also auch durch das liebe
Creuz suchte der gütige und treue GOtt unsern nun selig Vollende=
ten immer mehr und  mehr   zu sich   zu ziehen,  so,  daß auch
darüber unser wohlselige Herr mit Dank zu rühmen Ursach
hatte:


                   Bald mit Lieben, bald mit Leiden,

                   kamst Du HErr, mein GOtt! zu mir;

                   Nur mein Herze zu bereiten,

                   mich ganz zu ergeben Dir;

                   daß mein gänzliches Verlangen

                   möcht an deinem Willen hangen.

                   Tausend, tausendmal sey Dir,

                   Du mein Alles, Dank dafür!

 

       Unter das leztere haben wir besonders zu zählen die seit eini=
gen Jahren an Ihm sich zu verschiedenen mahlen äusernde und wie=
derkommende apoplectische Zufälle, die zwar vor den äusern Menschen
empfindlich, vor den Innern aber desto heilsamer waren, da sie in
dem Herzen des seligen Herrn Kirchenpflegers einen besonders
guten Eindruck von nöthiger und seliger Todesbereitschaft machten,
Ihn von dem Irdischen immer mehr und mehr los rießen, und zur
Erlangung des Einigen Nothwendigen in Christo JEsu, auf dem
Wege der Buse und des Glaubens kräftig antrieben. Das ließ Er
diese Zeit über sein Hauptgeschäfte seyn, dazu betrachtete Er fleißig,
und mit Lust das Wort GOttes zu Hause, und freuete sich, wenn
es seine Schwächlichkeiten zuliessen, es in öffentlicher Gemeine mit
anzuhören; darum range Er so eifrig mit GOtt in seinem Gebeth und
schickte sich immer mehr zu der lezten seligen Veränderung , davon
Er auch öfters sehr bedenklich redte, mit Freudigkeit und auch ordent=
licher Bestellung seines Hauses an. In solch guter Verfassung fand
Ihn sein HErr , der Ihn selbst durch seinen Geist und Gnade so wohl
zubereitet, da er Ihn nach seinem heiligen Rath heute acht Tag,
 Sonntags den 6. Jan. um den Mittag mit einem neuen und recht


starken Schlag heimsuchte, der Ihn auf einmal des Gebrauchs seiner
Sprache beraube, und kaum so viel noch zuließ, daß der selige
Herr mit wenigen Worten schriftlich zu erkennen geben konnte,
was mit Ihm vorgegangen seye.

 

          Bey all vorgekehrter Pflege und Sorgfalt, darinn sich
seine theureste Frau Liebste unermüdet bis in den lezten Othem.
gezeiget, wurde ich als Seelsorger sogleich herbey geruffen, und von
dem wohlseligen Herrn in seiner äusersten Schwachheit bey dem
ersten Anblick mit Thränen und vieler Zärtlichkeit empfangen. Mit
Betrübnis deutete Er auf seinen geschlossenen Mund , mit gefaltenen
Händen und gen Himmel erhobenen Augen aber gab er sein herzli=
ches Verlangen nach Gebeth und Zuspruch zu erkennen, wobey Er
sich wie bey all folgenden Besuchen, so aufmerksam und andächtig
bezeigte,  daß es das Ansehen hatte, als wollte er ja kein Wörtlein
von seinem Beichtvater vor seinem      Krankenbett geredet, und mit
Ihm und über Ihn gebethet, ohngenützt vorbeygehen lassen, son=
dern alles begierig zu seinem Heil auffassen und anwenden. Dem
HErrn sey ewig Preis und Dank gegeben, daß Er reiche Gnade ver=
liehen, recht viel wichtiges mit Demselben aus seinem Worte von
der Eitelkeit und Hinfälligkeit alles Irdischen, von dem ernstlichen
Trachten nach dem einigen Nothwendigen, das allein noch bleibet,
wenn wir sterben, von dem glaubigen Hangen an JEsu und treuem
Aushalten bey Ihm biß in den Tod, auch selbst nach zweymaliger
Anleitung unserer mir damals noch nicht zum Leichenspruch ange=
zeigten von dem seligen Herrn aber mit besonderer Begierde auf=
genommen Textesworte, und anderer Hauptsprüche zu reden, zu
handeln und ins Gebeth zu führen; wobey auch die Betrachtung


und Anwendung verschiedener erbaulicher Lieder, zum Exempel:
Eins ist noth. Ach HERR! diß Eine, x. Allein zu Dir, HErr
JEsu Christ, x. Ich habe nun den Grund gefunden, x. JEsus
meine Zuversicht, x. dem seligen Herrn gar wohl zu statten ge=
kommen. Die meiste Zeit vor dem Krankenbett wurde mit Bethen,
und Singen zugebracht; und würden es die grosse Schwachheiten
zugelassen haben, so würde unser theureste Herr Kirchenpfleger
den liebreich angebottenen Besuch meiner geliebtesten Amtes=
brüder mit eben so vielem Vergnügen angenommen haben, als lieb
Ihm der erbauliche Zuspruch unsers theuer geschäztesten I. Diaconi
Herrn Krausens Wohlehrwürden / gewesen. Der lezte Dienstag
Im 8. dieses Monats, war noch auf diesem Krankenlager ein recht
grosser und erfreulicher Seegenstag, an welchem unser Patient recht
mühselig und beladen, aber recht Gnadenhungerig und durstig sich in
Herzlicher von mir Ihm vorgesprochener und von Ihm durchaus be=
kräftigter Beicht zu JEsu nahete, und durch würdigen Genuß des
Leibes und Blutes JEsu im Heil. Abendmahl seinen Glauben stär=
kete; welches auf eine so rührende und erbauliche Weise geschehen,
daß das Andenken davon mir und dem gesamt Ansehnlichen betrübten
Umstand, noch jedesmal recht erfreulich feyn muß und wird, auch
wenn wir uns dabey der mit vieler Herzensbewegung angestimmten
zwey herrlichen Lieder: O JEsu! meine Wonne, x. und Ich danke
Dir, für deinen Tod, x. noch öfters erinnern werden.

 

              Im Zeitlichen konnte Er gar keinen Trost finden, und sehnte
sich nun nicht sowohl nach einer leiblichen Besserung, als vielmehr
nach einer baldigen und seligen Erlösung, doch mit völlig kindlicher
Ubergab seines Willens in den guten und gnädigen Willen unsers
Vaters im Himmel.


          Mein zweymaliger Abschied bey Nacht von Ihm, dessen Er
folgende Morgen jedesmal zum neuen Lob GOttes erinnert wurde;
war Ihm sehr erwecklich aus den bekanten Schmolkischen Worten:

                             Leb ich, so trag ich Morgen Dir

                             ein Dankergebnes Herze für.

                             Sterb ich, so binde mich alsdenn

                             ins Bündlein der Lebendigen.

 

          Dienstags Nachmittags aber und gegen Nacht wurde unser
wohlseliger Herr Kirchenpfleger immer schwächer, daher ich Ihn
auch auf diese Nacht mit Gebeth und Segnen dem Dreyeinigen GOtt
herzlich anbefohlen, wofür Er mir noch mit wiederholten zärtlichen
Hände drücken und freundlichen Gebärden liebreich dankete. Nach
 einer sehr unruhigen und beschwerlichen Nacht wiechen Mittwoch
Morgens alle Sinnlichkeiten und Empfindungen; GOtt aber, dem
der selige Herr nach seinem schriftlich angezeigten lezten Seufzer
feinen Geist zu treuen Vaterhänden befohlen, machte endlich durch
eine selige Auflösung an Leben und Leiden ein frohes Ende, und
ließ Ihn unter dem Gebeth und Zuruf feiner innigst geliebten und
um ihn äusserst bekümmerten Gattin und übrig betrübter Anwefenden
sanft und felig in seinem Erlöser einschlafen, Mittwochs, den 9 Jan.
Vormittags zwifchen neun und zehen Uhr in einem rühmlichen Alter
von 70. Jahren, weniger 6. Monat und 13. Tagen.

 

                               Wer so stirbt, der stirbt wohl.

 

          Und nun, tiefgebeugte hochtheureste Frau Wittwe!
die der HErr durch diesen schmerzlichen Riß auf das empflndlichste
heimgesuchet, und an deren grossem Leid ich um so mehr mit gerühr=
tem Herzen wahres Antheil nehme, da seine Vaterhand zweymal


Hintereinander in gar kurzer Zeit auf gleich empfindliche Weise mich
gerühret: weß sollen, weß wollen Sie sich unter solch herbem Verlust,
und bey williger Aufopferung des Liebsten in der Welt trösten? O
niemandes andern, als nur des HErrn, HErrn, dessen Rath, nach
welchem Er uns leitet, wunderbar ist, der aber alles herrlich hinaus
führet! der hat Ihnen einen so theuren Ehegatten geschenket, lange,
und bey nahe in die 44. Jahre im Segen und Vergnügen erhalten;
nun aber wieder auf eine fo selige Weise von Ihnen und zu sich nur
vorangenommen wo Sie Ihn seiner Zeit mit Freuden finden können.
Es ist der HErr, Er thut was Ihm wohlgefällt. Es thut Ihm
 aber nichts gefallen, singen wir öfters, o daß wirs nur allemal glaub=
ten, als was uns nützlich ist. O bleiben Sie auch bey der so guten
Wahl, bey der es Ihrem nun selig vollendeten Eheherrn so wohl
gelungen. Erwählen und behalten Sie, Ihm nach, Jesum, das Ei=
nige Nothwendige, unser Alles in Allem und über Alles: so wird es
Ihnen bey diesem HErrn, der selbst auch Ihr Mann seyn will, nicht
an Segen und Schutz, an treuer Vergeltung aller Liebesdienste und
alles Guten, an Gnad und Trost nie fehlen; und auf Leben und Ster=
ben werden auch Ihnen diese theure und herrliche Worte alles Bittere
mit ihrem guten Geschmack versüssen: Wenn ich nur Dich habe, so frage
ich nichts nach Himmel und Erden. Wenn mir gleich Leib und Seele
verschmachtet, so bist Du doch, G0TT, allezeit meines Herzens Trost
und mein Theil.

 

         Gesamte wohlansehnliche und fürnehme Anverwandschaft
betrauret und zwar mit Recht, betrauret schmerzlich Ihren wahren
Freund, aufrichtigen Rathanael/ und fast gemeinschaftlichen
Vater und Haupt Ihrer Ehren=Familie. Er ist von uns gegan=
gen, aber mit einem gesegneten Nachruhm, und eingegangen in die


Häuser des Friedens, in die sichere Wohnungen, in die stolze Ruhe.
Wer wollte Ihm auch von Ihnen solche grosse Freude nicht gönnen?
Der HErr tröste Sie sämtlich in Ihrem Leid, verwahre Ihre theu=
reste Persohnen und angesehene Häuser vor weitern solch schmerz=
lichen Leidfällen , und lasse das Lebens und Sterbensexempel unsers
wohlseligen Herrn Hillenbrands als ein recht herrlich Familien=
stck und Gemählde in Ihren Herzen zu gesegnetem Angedenken und
rühmlicher Nachfolge wohl aufbehalten bleiben.

        Unserm lieben Gotteshaus bey den Barfüssern, an welchem
der selige Herr so viele Barmherzigkeit erwiesen, deren nimmer ver=
gessen werden wird, ersehe der HErr diesen grossen Verlust eines
wohlverdientesten Pflegers wiederum mit Gnade und Segen, und
schenke uns einen Mann, der mit seinen übrigen nun auch empfindlich
gerührten theuergeschäztesten Gehülfen und Mitpflegern in glei=
cher Geistes Einigkeit und redlichsten Absichten, wie bisher von Ihnen
rühmlichst geschehen, alle Treue an dem Hause GOttes beweise, aber
auch mit Ihnen davor aller Gnadenbelohnung sich versichert halten
könne von dem, der da ist ein Pfleger der heiligen Güter und der
wahrhaftigen Hütte.

          Uns allen, die wir einen so rechtschaffenen Mann bethauren,
gebe der HErr Gnade, daß wir auf das Neue erwecket werden mit
Verläugnung alles Irdischen und Vergänglichen in der rechten Ord=
nung das Einige Nothwendige zu erwählen und in JEsu zu haben und
zu behalten Alles in Allem, ja über Alles auf Leben und Sterben, in
 Zeit und Ewigkeit; so wird man einem jeden im Tod noch nachruffen
können, was wir unserm wohlseligen Herrn Kirchenpfleger mit
Preis GOttes und Dank für seine Gnade nachruffen, und ein jedes
wird von Herzen bethen und erbethen können, was in seinen lezten
Stufen noch mit Ihm gebethet und erbethet worden:


Wohl Dir, du Rind der Treue !

du hast und trägst davon,

nit Ruhm und Dankgeschreye

den Sieg und Ehrenkron.

GOtt gibt Dir selbst die Palmen

in deine rechte Hand,

und Du singst Freudenpsalmen

dem, der dein Leid gewandt.

Mach End, o HErr, mach Ende

an aller unsrer Noth!

Stärk unsre Füß und Hände,

und laß bis in den Tod

uns allzeit deiner Pflege

und Treu empfohlen seyn.

So gehen unsre Wege

gewiß in Himmel ein.

           Darum lasset uns dann noch weiter bethen und sprechen:
                                Gerechter aber auch gütiger GOtt, x.

                                      Vater unser, x.  

            Und nun entseelte Gebeine und Reste eines unsterblichen Geistes,
lasset Euch bringen an den Ort eurer Ruhe. Ruhet und schlafet wohl
bey den Gebeinen der Lieben Eurigen, auch in der Mitte der lieben
Meinigen, bis der HErr Euch wieder zum Leben ruft. Wir begleiten
Euch dahin mit vieler Betrübnis unsers Herzens, aber auch mit vielem
Trost in der gewissen Hoffnung Eures frölichen Erwachens aufgerichtet,
und segnen Euch in diese Ruhe ein:

 

Ruhet wohl, ihr Todtenbeine, in der

stillen Einsamkeit! ruhet biß das

End erscheine, da der HErr euch zu der

Treud , rufen wird aus euren Grüften,

in die freye Himmelslüften.

2.  Nur getrost! ihr werdet leben, weil

das Leben, euer. Hort, die Verheissung hat

gegeben, durch sein theuer werthes Wort:

keiner soll un Tod verderben, die in seinem

Namen sterben.

3. Und wie soll im Grabe bleiben? Der

ein Tempel GOtte war den der Herr

ließ einverleiben seiner auserwählten

Schaar; dieer selbst mitt Blut und Ster=

ben hat gemacht zu Himmelserben.

4. Nein, die kan der Tod nicht halten,

die des HErrn Glieder sind: muß der Leib

in Grab erkalten, da man nichts, dann

Aschen findt. Wird doch GOtt, was vor

gewesen, wieder neu zusammen lesen.

5.Ja, er will, wieder erstanden selber

an dem drittenTag, gleichfalls seine

Reichsverwandten, führen aus des To=

des klag zu den hohen Hochzeitfreuden,

er seiner Braut bescheiden.

6. Ruhet dimnach in dem Kühlen!

eine noch so kurze Zeit: es will schon den

Aufzug spielen die so nahe Ewigkeit; da

ihr sollt mit Haut und Beinen vor dem

Stuhl des Lamms erscheinen.

 

                               Beschluß.   Der HErr segne Euch, x.