Heinle in Öhringen/Augsburg
Johann Michael Heinle
Kronenwirt und Beck in Öhringen, später Fabrikant in Augsburg
03.02.1757-
26.08.1841
oo 16.04.1782 in Vellberg
Maria Elisabetha Susanna geb. Österlin Tochter des Mahlmüllers
15.07.1758- Johan David Österlin zu Vellberg Die Unterschrift von Joann Michael Heinle, 1784
05.12.1816 in Augsburg
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Johann Ludwig Johann Christoph Christoph Wilhelmina Wilhelmina Johanna
Friedrich Friedrich Allbrecht Friedrich Friedrich Christina Christina Wilhelmina
09.09.1790- 23.01.1783- 11.02.1784- 09.08.1788- 03.01.1786- 07.01.1787- 23.02.1793-
30.07.1864 21.11.1860 26.10.1867 27.12.1866 13.07.1786 vor 1796 07.06.1793
oo 19.10.1817
Maia Frederika
Drexel
Als Augsburger Wohnsitz wird "C361" angegeben, was heute der "Mittlerer Lech 15" entspricht. Er hatte das Gebäude 1818 gekauft.
Lebensweg von Johann Michael Heinle
Die Kindheit
Er wurde am 03.02.1757 als Sohn des Öhringer
Bäckers und späteren Bürgermeisters Johann Friedrich Heinle geboren
1.
Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Vermutlich besuchte er die teutsche Schule. In den Schülerlisten des
Gymn. Öhringen taucht er nicht auf.
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Kurz vor seiner Hochzeit 1782
1,
übernimmt er von seinem Vater die "Kronenwirtschaft, u. Backgerechtigkeit" in Öhringen
2.
Seine Frau ist die Tochter des Mahlmüllers Johan David Österlin aus Vellberg. Möglicherweise hatte er von diesem
Mehl bezogen.
Am 20.08.1788 verkauft er an Georg M. Grabert, Hofbäcker, seine
Behausung u. Backgerechtigkeit, nebst Gastherberg "Zur goldenen Krone" für 4500fl., um nach Augsburg
umzusiedeln
2.
Mitarbeit in der Fabrik des Bruders
Vermutlich war er an der "Baumwollen-Maschinenspinnerey" seines Bruders
Johann Friedrich Heinle beteiligt, der diese im selbigen Jahr im Augsburger
"Zucht- und Arbeitshaus" einrichtete. Wohnte er auch bei seinem Bruder? Vermutlich um Steuern zu sparen,
meldete er sich bei den Behörden nicht an.
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Erst 1792 beantragt und erhält er
"Aufenthaltskonsenses für ihn und Ehefrau". Nun ist er in
der Lage ganz offiziell in der Leitung der Fabrik tätig zu sein.
Laut Dr. Fassl gerät die Firma bereits 1792 in Konkurs. Die Angaben, die Johann Michael
Heinle in seinem Antrag zum Augsburger Bürgerrecht macht, lassen aber vermuten, dass
dies erst 1797 geschah. Von da an führte Johann Michael Heinle die Firma unter
eigener Regie weiter. Möglich wurde dies durch das entgegenkommen der Gläubiger.
Übernahme der Fabrik seines Bruders
Am 16.03.1797 wird Ihm, seine Frau und die vier Kinder das
Augsburger Bürgerrecht erteilt.
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In seinem Antrag beschreibt er detailiert, dass sein Bruder durch Spekulationen hohe Verluste erlitten hatte, so dass
die Gläubiger die Maschinen pfändeten. Es war ihm gelungen eine Vereinbarung mit den "Actien Gläubern" zu treffen und
so die Fabrik mit den gepfändeten Maschinen zu übernehmen. 1000 fl. hatte er sofort bezahlt, für die restliche Kaufsumme
wurde ihm "verhältnismäsige Fristen gegönnt".
Vermutlich war sein Bruder Johann Friedrich Heinle in irgendeiner Form an der Fabrik
beteiligt/verbunden, die sich im "Mittleren Graben" befand.
Sie boten auch fertige Cartätsch- und Spinnmaschinen zum Verkauf an.
10.
Die Johann Michael Heinle'schen Spinnereianstalt
Laut Dr. Fassl enthält das Stadtarchiv Augsburg folgendes Archivmaterial: "Errichtung der Johann Michael Heinle'schen
Spinnereianstalt 1792 - 1798".
Leider konnte dieser Vorgang bei einer Suche nicht gefunden werden.
Als sein Wohnsitz wird "C361" angegeben, was heute der "Mittlerer Lech 15" entspricht.
Im Jahr 1802 wird in Adressbüchern die Firma unter der Rubrik
"Baumwoll-Garn-Fabriquen auf Maschinen" im 1.Quergässchen 7 (H 341) genannt.
Johann Michael Heinle wohnte zu diesem Zeitpunkt "Im Elend". Er verkaufte auch Streich- und Spinnmaschinen "zur Hand
und ans Wasser, ganz auf Englische Art gebaut". Auch hatte er einen Vorrat von "allen Sorten von Cartätschen"
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Der dritte Bruder, Johann Christoph Heinle kommt nach Augsburg
Johann Michael Heinle vertrieb, seit 1804
zusammen mit seinem Bruder Johann Christoph Heinle, neben Baumwollgarnen selbst
hergestellte Spinnmaschinen und Karden. Für das Jahr 1807
findet sich die Firma laut Adressbüchern in der Jesuitengasse.
In den Kriegsjahren 1806 bis 1808 ruhte die Spinnerei zeitweilig, da die
Baumwollpreise anstiegen, hohen Preisschwankungen unterlagen, und die Gebrüder Heinle , die mit ihren Maschinen
nur beste Qualität (langstapelige Ware) verarbeiten konnten, zu kapitalschwach waren, um das Produktionsrisiko
zu tragen.
1808 beantragten die
Brüder Heinle beim "Königlich Baierische Polizey-Direction" ein "Klassen-Zoll-Patent".
Die Firma "Gebrüder Heinle"
Erst 1809 eröffneten die Brüder Johann Michael und Johann
Christoph Heinle mit Unterstützung des
Tuchhändlers Josef Matulka
wieder eine Baumwollspinnerei "nach englischer Art" mit 3000 Spindeln.
Laut der Montgelas Statistik beschäftigte die Fabrik ("Gebrüder Heinle")
im Jahr 1812 100 Arbeiter und hatte einen Umsatz von 30 000fl. In Adressbüchern
ist die Firma in diesem Jahr unter der Rubrik "Baumwoll-Garn-Fabriquen auf Maschinen" in der Karmelitengasse eingetragen.
Es wurde jedoch weder die Qualität noch der Preis der englischen und schlesischen Garnen erreicht.
Die Weber bezogen von den Kaufleuten für die feineren Tuche weiterhin englisches Garn. Trotz
eines anfänglichen Erfolges und mehrerer weiterer Versuche mit Schaf- und Baumwollspinnereien in den
1820er Jahren wollte der Durchbruch nicht gelingen. Es fehlte an Kapital,
technischem Wissen, modernen Maschinen und einem entsprechenden Zollschutz.
1818 kaufen die Brüder Heinle das ehemaligen "Stadt-Münz-Gebäude" für 8000fl.
Es befindet sich auf den Grundstücken Mittlerer Lech 13,15 (C360,C361)
und Hinterer Lech 10,8 (C366,C367).
Zur Finanzierung des Kaufes nehmen Sie vom Kaufmann Johan Wilhelm Ludwig Zink 6000 Gulden auf.
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Matulka trennte sich 1820 von den Heinles.
Johann Christoph Heinle
führten die Firma bis 1845 weiter und verkauften sie am 29.05.1845 an den Fabrikanten Johann Hauser.
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Johann Michael Heinle stirbt am 26.08.1841 im Alter von 84 Jahren.
Quellen:
1 Kirchenbücher von Vellberg und Öhringen
2 Stadtarchiv Öhringen
3 Wolfgang ZORN: Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens, Augsburg 1961, S.66
4 Statdarchiv Augsburg
5 Peter FASSL: Konfession, Wirtschaft und Politik, S. 234; StAA, Errichtung der Johann Michael Heinle´schen Spinnereianstalt 1792-1798.
6 Peter FASSL: Konfession, Wirtschaft und Politik, S. 235, 236
7 Schülerlisten des 18.Jahrhunderts des Gymnasium Öhringen; durchgesehen von Herr Walter Rößler
8 Familien-Bogen aus dem Stadtarchiv Augsburg aus dem Jahr 1827.
9 Kaufvertrag aus dem Staatsarchiv Augsburg Lit.Nr.12 vom 11.Juli 1818.
10 Claus-Peter Clasen: Textilherstellung in Augsburg in der frühen Neuzeit; Band 1 Seite 201 Anmerkung 119
11 Augspurgischer Adress-Sackkalender 1797 bis 1805